Kommentar zur Ekelliste: Pankow darf nur der Anfang sein

Das Pankower Modell der Mängelliste ist richtig und sollte Vorbild für die anderen Bezirke sein. Und: Jeder Betrieb sollte einen Smiley bekommen, damit die Recherche im Internet überflüssig wird.

Pankow hat es richtig gemacht: Als im vergangenen Mai das Verbraucherinformationsgesetz (VIG) in Kraft tat, hat der Bezirk überlegt, wie sich aus dem viel gescholtenen Papiertiger etwas Verbrauchernahes herausholen lässt. Und er wurde fündig: Das Gesetz ermöglicht es, Beanstandungen bei Kontrollen zu veröffentlichen. Daraus entstand die Mängelliste, die gravierende Schwachstellen in Lebensmittelbetrieben auflistet. Doch der Erfolg darf nur der Anfang sein.

Denn zu viele Verbraucher haben nichts von dem fortschrittlichen Modell: Wer nicht in Pankow wohnt, einkaufen oder essen geht, profitiert sowieso nicht. Wer vor dem Ausgehen den Blick ins Internet vergisst, hat ebenfalls keinen Nutzen, und wer nur dort einkaufen und essen will, wo die Lebensmittelaufsicht grünes Licht gibt, muss bislang mit einer recht übersichtlichen Auswahl vorliebnehmen. Doch das lässt sich ändern.

Zunächst einmal sollten die anderen Berliner Bezirke das Pankower Modell übernehmen - noch vor der Evaluation am Jahresende. Im zweiten Schritt ist aber ein umfangreicherer Ansatz notwendig: Das VIG muss nachgebessert werden. Die Behörden müssen die Pflicht haben, negative, insbesondere gesundheitsgefährdende Ergebnisse von Kontrollen zu veröffentlichen, natürlich im Rahmen des Datenschutzes.

Und wir brauchen am Eingang eines jeden Betriebs einen Smiley - ob lachend oder weinend. Damit der Blick ins Internet überflüssig wird und der Verbraucher schon an der Tür erkennen kann, ob er hier getrost einkehren darf.

Oder ob er womöglich damit rechnen muss, Angegammeltes auf seinem Teller zu finden.

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schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

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