Energielos: Polizei braucht Pannenhilfe

166 Streifenwagen vom Typ VW Touran fährt die Polizei - wenn die Autos nicht gerade liegen bleiben. Bereits nach einer halben Stunde Blaulicht macht die Batterie schlapp.

Blaulicht schlägt auf die Batterie: Der Polizei geht der Saft aus Bild: Reuters

Mit ihren 140 PS sind sie schon gut motorisiert, die insgesamt 166 Streifenwagen der Polizei vom Typ VW Touran. Aber was nützt das, wenn sich die Autos schon nach einer halben Stunde Blaulicht auf Batteriebetrieb nicht mehr starten lassen? "Anfangs haben wir gedacht, es seien Montagsfahrzeuge", sagt eine Polizistin, die ihren Namen nicht nennen möchte. Seit die Wagen vor anderthalb Jahren angeschafft wurden, gebe es diese Probleme, berichtet sie. Auch nach mehreren Eingaben von Kollegen an deren Vorgesetzten habe sich nichts getan.

Ihr selbst sei diese Panne bereits sechsmal passiert - das letzte Mal, als sie mit ihrem Streifenwagen eine Straße wegen eines Wohnungsbrandes absichern wollte. "Als nach zehn Minuten die Feuerwehr kam und die Straße passieren wollte, mussten wir erst den Streifenwagen an die Seite schieben, weil der wieder nicht angesprungen ist", berichtet die Polizistin. Selbst mit neu eingebauten Batterien trete das Problem auf. Und weil es manchmal bis zu anderthalb Stunden dauert, bis der Fahrdienst - sozusagen die rollende Polizeiwerkstatt - eintrifft, behilft man sich inzwischen selbst. "In einigen Polizeiabschnitten haben wir jetzt Starthilfekabel deponiert, sodass andere Wagen zu Hilfe gerufen werden können." Nachts zwischen zwei und sechs Uhr sind aber in vielen Abschnitten lediglich zwei Streifenwagen unterwegs. Die Problematik liegt auf der Hand, sollte einer davon ausfallen.

Auch der Deutschen Polizeigewerkschaft sind diese Zustände bekannt. "Eine halbe Stunde Blaulicht führt beim Touran schon mal zum Infarkt", sagt Landeschef Bodo Pfalzgraf. Man müsse entweder das Blaulicht ausschalten oder den Motor laufen lassen. "Aus umweltpolitischen Gesichtspunkten ist das eine glatte Sechs." Die Gewerkschaft hatte bereits im April ein Umdenken bei der Anschaffung neuer Dienstfahrzeuge gefordert, die für Ende dieses Jahres ansteht. Dann laufen die Leasingverträge aus für die 166 Kompaktvans der Marke VW Touran und die 163 Kombis von BMW, die ebenfalls als Streifenwagen in Berlin unterwegs sind. Pannen bei der Stromversorgung sind für die BMWs bisher nicht bekannt.

Offiziell wiegelt die Polizei ab. "Der Sachverhalt ist bekannt, stellt sich aber nicht als Problem dar", teilte die Pressestelle des Polizeipräsidenten auf Anfrage mit. Der VW Touran erfülle sämtliche Anforderungen. Tests in einer Kältekammer hätten die Zuverlässigkeit des Fahrzeuges gezeigt. Schwierigkeiten könnten dort auftreten, "wo die Fahrstrecke zu kurz ist, um die Batterie wieder vollständig aufladen zu können". Das sei jedoch eine "technische Gegebenheit, die naturgemäß jedes Fahrzeug auf dem Markt aufweist". Die Beschaffung der Wagen sei aufgrund erfolgter Tests mit "Kollegen zahlreicher Dienststellen" erfolgt.

Letzteres bestätigt auch die Polizistin im Gespräch mit der taz. "Die letztendliche Entscheidung über den Einkauf treffen aber die in der Sesseletage", sagt sie.

Die Touran-Problematik ist indes bis in den Süden vorgedrungen. "Von dem Problem haben wir gehört", bestätigt Hermann Vogelgsang von der Deutschen Polizeigewerkschaft Bayern. Technische Probleme habe die Polizei dort nicht mit ihren Wagen vom Typ BMW. Aber den Bayern reicht der Platz in den Fahrzeugen nicht aus. Weil auch dort demnächst Neuanschaffungen anstehen, haben ihre Gewerkschafter Gespräche mit BMW aufgenommen. Auch Bodo Pfalzgraf findet die Tourans zu klein: "Die Kollegen wollen den alten Bulli zurück."

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