Gescheiterte Flughafen-Besetzung: Polizei schützt Wiese vor Clowns

In Tempelhof verhindert ein massives Polizeiaufgebot die Besetzung des Flugfeldes. Selbst Clowns und Trommler landen in Polizeigewahrsam. Ströbele: völlig unnötige Eskalation.

Das Flugfeld in Tempelhof gehört zwar der öffentlichen Hand - aber deshalb darf die Öffentlichkeit dort noch lange nicht drauf. Bild: th-dolby/CreativeCommons BY 2.0 US

Die gescheiterte Besetzung des Flughafens Tempelhofs wird von der Polizei als großer Erfolg gefeiert. Durch schnelles und konsequentes Eingreifen sei es in allen Fällen gelungen, zu verhindern, dass der Zaun des weitläufigen Areals überwunden wurde, hieß es am Sonntag. Die Initiative "Squat Tempelhof", die zur Besetzung des stillgelegten Flugfeldes aufgerufen hatte, kritisierte die "fast schon militärische Verteidigung des Geländes". Auch Grüne und Linke bezeichneten den Polizeieinsatz als unverhältnismäßig.

Mehrere tausend Menschen hatten am Samstag stundenlang das nahezu komplett abgeriegelte Areal umrundet. Die Polizei sprach von 2.000, die Veranstalter von 5.000 Teilnehmern. Menschen, die am Zaun rüttelten, wurden mit Pfefferspray und Polizeiprügel vertrieben. Selbst tatenlosen Passanten wurden Platzverweise erteilt. Wenn sich größere Gruppen sammelten, wurden bis zu drei Wasserwerfer gleichzeitig aufgefahren.

Am Columbiadamm zog ein Zivilpolizist gar seine Waffe. Er habe einen Mann zu Boden gedrückt, der sich mit einer Zange am Zaun zu schaffen gemacht habe. Als "zahlreiche schwarz gekleidete Täter" auf den Beamten zugerannt seien, habe dieser zum Eigenschutz seine Schusswaffe gezogen, so ein Polizeisprecher. Auf von der Berliner Morgenpost veröffentlichten Fotos sind zwei schwarz gekleidete Personen zu sehen, die zur Seite springen. Wohin der Beamte seine Waffe in diesem Moment richtet, ist nicht zu erkennen.

Laut Polizei wurden im Laufe des Tages 102 Personen in Gewahrsam genommen. Das aber ist keinesfalls ein Indiz für massive brutale Auseinandersetzungen. Im Gegenteil. Die Demonstrationen waren überwiegend friedlich, sagt selbst die Polizei. Nur drei Festgenommene wurden dem Haftrichter vorgeführt: zwei wegen schweren Landfriedensbruchs und einer, weil wegen einen älteren Deliktes bereits ein Haftbefehl vorlag.

Die anderen 99 waren am Sonntagmorgen wieder frei. Darunter waren auch etwa zehn Clowns, die gegen 13.30 Uhr in der Oderstraße eingekesselt und abtransportiert worden waren. Sie hatte unter anderem Luftballons an Polizeifahrzeugen angebracht. Gegen 20 Uhr wurde rund ein Dutzend Trommler festgesetzt und zur Gefangensammelstelle gefahren. Die Sambatruppe war mit mehreren hundert Leuten die Schillerpromenade hinuntergelaufen. In ausgelassener Stimmung hatten zahlreiche Demonstranten direkt vor den Beamten getanzt.

Clowns und Trommler dienten der Orientierung bei unangemeldeten Ansammlungen, begründete ein leitender Polizist vor Ort den Einsatz. Der grüne Bundestagabgeordnete Christian Ströbele setzte sich direkt vor Ort für die Trommler ein, auch um die übrigen Demonstranten wieder zu beruhigen. Er bezeichnete die Polizeiaktion als "völlig unnötige Eskalation". Die Trommler nähmen eher die Spannung aus Protesten raus. "Wenn es sie nicht gäbe, müsste man sie erfinden", so Ströbele.

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