Kommentar: PR-Veranstaltung mit Tücken

Wowereit macht auf Klimameister: Auf seinen Vorschlag hin haben sich 13 Unternehmen zu Klimaschutzprojekten verpflichtet. Die weisen aber einige Makel auf.

Wowereit macht wieder den Klimameister. Auf Vorschlag des Regierenden haben sich 13 private Unternehmen dazu verpflichtet, mit Klimaschutzprojekten Kohlendioxid einzusparen. Schaut man die Vereinbarung genauer an, stellt man fest: Konkrete Zielvorgaben, die man nach einer bestimmten Zeit überprüfen kann, fehlen meist. Die Unternehmen listen vor allem Projekte auf, die sie sowieso längst angeschoben haben. Das Klimabündnis ist also vor allem eines: eine PR-Veranstaltung.

In Berlin soll die Luft erheblich sauberer werden. Mit einem Klimabündnis zwischen Senat und privaten Unternehmen will das Land Berlin die Kohlendioxid-Emissionen bis 2020 um mindestens 40 Prozent gegenüber 1990 reduzieren. Unter Führung des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) haben am Donnerstag die ersten 13 Unternehmen eine Vereinbarung unterzeichnet, mit der sie sich zur Umsetzung konkreter Klimaschutzprojekte verpflichten. "Versprechen kann man vieles, entscheidend ist die Realisierung", sagte Wowereit. In den kommenden Monaten sollen sich noch weitere Unternehmen der Initiative anschließen. "Das ist hier heute die Initialzündung", sagte Wowereit. Von den Unternehmen wurden vor allem die effizientere Nutzung von Energie, aber auch die Umrüstung von Fahrzeugflotten auf umweltgerechte Technologien in Aussicht gestellt. Seit 1990 habe Berlin die Emissionen - auch dank struktureller Veränderungen - bereits um rund 25 Prozent verringert. DPA

Das wäre an sich kein Fehler. Unternehmen sollen für ihre Klimaschutzbemühungen belohnt werden. Wenn Wowereit hier eine Plattform bietet, warum nicht? Es kann andere Firmen motivieren, sich ebenfalls Mühe zu geben beim Energiesparen.

Schwierig wird es allerdings, wenn der Senat die Falschen mit ins Boot holt. Dass Vattenfall das Fernwärmenetz ausbauen will, ist schön und gut. Der Stromriese überlegt aber, ein neues Kohlekraftwerk in Lichtenberg zu errichten. Das würde die Klimabilanz Berlins auf Dauer versauen. Im Bündnis profiliert sich Vattenfall nun als grünes Unternehmen - das grenzt an Zynismus.

Ein weiterer Makel: Der Erfolg der Klimabemühungen wird an den CO2-Emissionen Berlins im Vergleich zu 1990 gemessen. Seitdem haben sich die Berechnungsmethoden aber mehrfach geändert. Das heißt: Die Zahlen sind nicht stichhaltig.

Wowereit weiß das alles. Und feiert sich trotzdem dafür, dass seit der Wende ein Viertel des Kohlendioxids eingespart wurde. Er fordert: Bis 2020 sollen mehr als 40 Prozent wegfallen. Doch was bringt all das Reden von einer sauberen Luft, wenn die Statistik verunreinigt ist? Auf das Klimabündnis sollte deshalb ein Statistikbündnis folgen. Das wäre die Voraussetzung für eine ehrliche Klimapolitik.

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