Arbeitskampf vor der großen Leinwand: Protest fürs Kino

Euro-Mayday-Bündnis probt den Aufstand und solidarisiert sich mit streikenden Kino-Mitarbeitern.

Bei der Berlinale stehen gemeinhin Stars wie Jennifer Lopez im Mittelpunkt. Die Kino-Mitarbeiter wollen nun auch mal ins Rampenlicht Bild: Reuters

Der rote Teppich ist ausgerollt. MedienvertreterInnen aus aller Welt warten auf den Auftritt der Filmstars. Doch plötzlich beginnt ein Darsteller im Bärenkostüm den roten Teppich zu reinigen. Dann kommen Menschen vom Bündnis "Mir reichts nicht" mit Megafon und Transparenten ins Bild und protestieren gegen die Arbeitsbedingungen in den Berliner Kinos. Solche Szenen könnten bei der Berlinale 2008 Realität werden.

Am späten Mittwochnachmittag wurde am Potsdamer Platz schon mal für die Berlinale-Intervention geübt. Ein "prekäres Glücksrad" wurde vor dem Berlinale-Büro aufgebaut und das Personal zum Mitspielen aufgefordert. Wer verliert, sollte seine tägliche Arbeitsbedingungen mittels einer Filmszene - etwa aus "Der unsichtbare Aufstand", "Falling Down","Täglich grüßt das Murmeltier" oder "Stirb an einem anderen Tag" - beschreiben. Im Anschluss verschafften sich die AktivistInnen mit einen Rundgang einen Überblick über die Kinos, Büros und Filmlager, die zum Unternehmen Berlinale gehören.

Die Aktion hat aktuelle Hintergründe. Unter den rund 120 Beschäftigten des Cinemaxx-Kinocenters am Potsdamer Platz ist der Ärger über niedrige Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen groß. Als im Februar 2004 der Tarifvertrag auslief, trat der CinemaxX-Konzern aus dem Arbeitgeberverband aus und senkte die Einstiegslöhne. Seitdem gab es in verschiedenen Städten immer wieder kurze Streiks und Proteste der Beschäftigten. Auch Filmemacher Hans Weingartner, der gerade mit dem medienkritischen Streifen "Free Rainer" in den Kinos präsent ist, hat sich in Göttingen mit den Beschäftigten solidarisiert.

Auch in Berlin gab es Unterstützung für die CinemaxX-Beschäftigten. So machten am 8. Dezember AktivistInnen des Bündnisses "Mir reichts nicht" vor dem Kino am Potsdamer Platz auf ungewöhnliche Weise Werbung für deren Forderungen. KinobesucherInnen wurden gefragt, ob sie bereit wären, auf Sprechblasen aus Pappe ihre Meinung zu den Löhnen der CinemaxX-Beschäftigten aufzuschreiben und sich damit fotografieren zu lassen. Die Fotos mit den Statements wurden der Kinoleitung übergeben.

Auch die Berliner Gruppe "Für eine linke Strömung (fels) hat sich im Rahmen des Euro-Mayday-Bündnisses mit prekären Arbeitsbedingungen in der Film- und Kulturbranche befasst. Das Bündnis organisiert seit 2006 in Berlin am 1. Mai eine Parade der Prekarisierten durch Kreuzberg und Neukölln. In diesem Jahr gibt es vom Mayday-Bündnis erstmals den Versuch, zusätzlich dazu mit der Veranstaltungsreihe "Prekarität - Solidarität - Widerstand" eine Diskussion über die Organisierung von Prekären anzustoßen.

Die Berlinale-Aktion im Februar soll dann der Praxistest sein. Aber auch er hat Vorläufer. Im Jahre 2003 hatte die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di unter dem Motto "Ver.di goes Berlinale" während des Filmfest in einem Zelt über die Arbeitsbedingungen und gewerkschaftliche Gegenwehr informiert. Der rote Teppich wurde dabei allerdings nicht betreten.

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