Mittlerer Schulabschluss: Schüler haben sich verrechnet

Weil die Aufgaben vorab bekannt waren, wird die zentrale Matheprüfung wiederholt. Betroffen sind 28.000 Zehntklässler. Wie es zu den Leck kam, ist bisher völlig unklar. FDP: "Das ist ein Hammer."

Alles auf Anfang: Die zentrale Matheprüfung für den Mittleren Schulabschluss muss wiederholt werden Bild: AP

Drei Stunden Schweiß und Konzentration - umsonst. 28.000 Schüler müssen ihre diesjährige Mathematikprüfung für den Mittleren Schulabschluss (MSA) wiederholen. Bei den schriftlichen Prüfungen, die am Mittwoch um Punkt 9 Uhr begannen, sei festgestellt worden, dass Schüler von fast einem Dutzend Schulen bereits im Besitz der Aufgaben gewesen seien, teilte die Bildungsverwaltung am Mittwochabend mit.

Seit zwei Jahren müssen alle Schüler der zehnten Klassen Prüfungen für den MSA ablegen. Die Aufgaben werden zentral vom Institut für Schulqualität an der Freien Universität für die 346 Schulen gestellt und den Schulleitern der Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien in versiegelten Umschlägen übergeben. In Deutsch und einer Fremdsprache hatten die Schüler die Arbeiten bereits am 30. Mai und am 4. Juni geschrieben.

Schüler und Lehrer wurden von der Nachricht am späten Nachmittag überrascht. "Das ist heiß", sagte Heiner Sievert, Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung, der mehr als 1.000 Lehrer vertritt. Er könne sich nicht erklären, wie die Aufgaben vorab in Umlauf geraten sein könnten. "Die Schulleiter haben die Aufgaben am Dienstag erhalten, und die Lehrer haben sie am Tag der Prüfung im Klassenzimmer geöffnet." Das Leck könnte auch außerhalb der Schulen entstanden sein, mutmaßte Sievert, der in der Sekundarstufe I Mathematik, Physik und Chemie unterrichtet.

Der Vorsitzende des Landesschülerausschusses, Max Wolter, war ebenfalls überrascht. "Einige haben sich beschwert, dass die Aufgaben fehlerhaft formuliert waren. Aber dass sie vorab gestreut wurden, haben wir nicht mitbekommen", sagte Wolter, der selbst die 13. Klasse besucht.

Die Verwaltung von Schulsenator Jürgen Zöllner (SPD) erstattete Strafanzeige gegen unbekannt. Bisher lägen auch der Behörde noch keine Erkenntnisse darüber vor, wie die Aufgaben vorab in die Öffentlichkeit gelangten, hieß es in der Pressemitteilung. "Wir müssen für gleiche Chancen für alle sorgen", betonte Bildungsstaatssekretär Eckart Schlemm. "Wenn auch nur ein Fall von Vorabveröffentlichung bekannt wird, muss die gesamte Prüfung wiederholt werden."

Schlemm bedauerte, dass es auch so viele Jugendliche betreffe, die sich bei der Klausur am Mittwoch vergeblich angestrengt hätten. "Diejenigen, die sich unbefugterweise die Aufgaben verschafft und sie - ob kostenlos oder gegen Entgelt - in Umlauf gebracht haben, haben vielen Schülerinnen und Schülern sehr geschadet."

Die bildungspolitische Sprecherin der FDP, Mieke Senftleben, nannte die Prüfungspanne einen "Hammer". "Senator Zöllner muss konsequent aufdecken, wie dieses Leck entstanden sein kann." Der Vorsitzende des Landeselternausschusses, André Schindler, forderte Konsequenzen: "Wenn die Bildungsverwaltung nicht sicherstellen kann, dass die Abschlussprüfungen geheim bleiben, dann muss sie eben auf die zentralen Prüfungen verzichten."

Auf jeden Fall müsse die Lücke aufgedeckt und müssten personelle Konsequenzen gezogen werden. "Es ist ja nicht das erste Mal, dass solche Pannen passieren", sagte Schindler. Er spielt auf einen Fall vor drei Jahren an. Damals waren die Aufgaben für die Vergleichsarbeiten vorab übers Internet verbreitet worden.

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