Protestpfeifen: Schulen kämpfen um ErzieherInnen

Kurz vor den Ferien ruft die GEW wieder zu einer Kundgebung auf. Diesmal geht es vor allem um ErzieherInnen: 400 davon fehlen den Ganztagsgrundschulen.

Auch mit Schulsenator Jürgen Zöllner (SPD) hat der zum Beginn der Sommerferien übliche Streit über die im kommenden Schuljahr benötigten Lehrer- und ErzieherInnen für Berlins Schulen kein Ende. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ruft ihre Mitglieder sowie Eltern und SchülerInnen am Donnerstag zu einer Protestkundgebung auf. Diesmal geht es vor allem um ErzieherInnen.

400 davon werden im nächsten Schuljahr fehlen, fürchtet die GEW. Grund sei die "zu knappe Berechnung" des Senats, so die GEW-Vorsitzende Rosemarie Seggelke: "An den Grundschulen wachsen immer weitere Jahrgänge in den Ganztagsbetrieb hinein." Dadurch würden mehr ErzieherInnen benötigt. Das habe Bildungssenator Zöllner offenbar vergessen, so Seggelke. Der hatte zwar neue Erzieherstellen geschaffen, sie aber bis zum 31. Juli befristet. Die GEW fordert unter anderem die Verlängerung dieser Verträge.

Knapp 80 ErzieherInnen fehlten in Neukölln, 60 in Mitte und 56 in Kreuzberg, bestätigt auch Mario Dobe, Vorsitzender des Berliner Ganztagsschulverbandes und selbst Leiter einer Grundschule. Senator Zöllner habe zwar Geld für 200 neue Stellen angekündigt, so Dobe, aber die Umsetzung dieser Ankündigung gestaltet sich äußerst kompliziert und langwierig: Denn statt neue Stellen im öffentlichen Dienst zu schaffen, sollen die Schulen bei der Besetzung der Erzieherposten mit freien Trägern kooperieren. Für Schulen, die sich für solche Kooperationen entscheiden, heißt das, ihre bisherigen staatlichen ErzieherInnen komplett gehen zu lassen. Die könnten, so der Plan des Bildungssenators, dann wiederum an anderen Schulen eingesetzt werden, die sich gegen die Kooperation mit freien Trägern entschlossen haben. Die dafür notwendige Umverteilung übernimmt die bezirkliche Schulaufsicht.

Und das dauert ein bisschen. Dieser Prozess sei "bisher noch nicht abgeschlossen", sagt Mario Dobe vorsichtig. Es gebe deshalb an vielen Grundschulen "keine Planungssicherheit für das kommende Schuljahr". Etwas optimistischer ist er bei der Lehrkräftezuweisung. "Ich weiß bereits, wie viele Lehrer mir zustehen, und kann Stundenpläne machen", sagt der Verbandssprecher. Zwar seien noch nicht alle Lehrkräfte eingestellt, aber: "Wir haben ja noch eine Woche."

Auch Rosemarie Seggelke von der GEW hat an diesem Punkt noch Nerven: "Die Einstellungsverfahren für LehrerInnen laufen noch, nächste Woche wissen wir mehr." Dass es dann auch noch mal zu einer Demo für mehr Lehrpersonal kommen muss, ist also nicht ausgeschlossen. Am Donnerstag um halb fünf vorm Büro des Bildungssenators wird erst mal für mehr ErzieherInnen in die Trillerpfeifen geblasen. "Wir haben aber nichts dagegen, wenn auch LehrerInnen kommen!", sagt GEW-Chefin Seggelke.

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