Bildung: Schulleiter sind rar und überarbeitet

Viele Leitungsposten an Schulen sind unbesetzt. Zu viel Arbeit für zu wenig Geld, sieht die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW als Grund

An den etwa 900 Berliner Schulen sind derzeit 370 Leitungsposten unbesetzt. Das geht aus der Antwort der Senatsverwaltung für Bildung auf eine kleine Anfrage des bildungspolitischen Sprechers der Grünen im Abgeordnetenhaus, Özcan Mutlu, hervor. Gleichzeitig weist die Bildungsverwaltung darauf hin, dass dies eine Verbesserung gegenüber den Vorjahren darstelle: Während 2001 nur 56 Prozent dieser sogenannten Funktionsstellen besetzt waren, heißt es in der Antwort, "konnte die Besetzungsquote bis zum Jahr 2008 auf 82 Prozent gesteigert werden". Dies gehe auf die 2002 eingeführte "Offensive zur Besetzung von freien Funktionsstellen" zurück. Seither werden etwa frei werdende Schulleiterposten mit einem Jahr Vorlauf ausgeschrieben. Dies war früher erst mit dem Ausscheiden des alten Amtsinhabers geschehen.

Funktionsstellen sind Schulleitungs- wie auch deren Stellvertreterposten, Fach- oder Fachbereichsleitungen oder auch die Pädagogische Koordination von Ober- und Mittelstufe an Gesamtschulen und Gymnasien. Diese sogenannten Beförderungsstellen werden höher besoldet. Zudem wird mit der Übernahme mancher Funktionsstellen die Zahl der Pflichtstunden, die ein Lehrer erteilen muss, reduziert: um 4 Stunden etwa für Jahrgangsleiter an Gesamtschulen, bis zu 15 Stunden Ermäßigung gibt es abhängig von Schulart und -größe für einen Schulleiter.

"Bewerber gibt es, es liegt am Verfahren, dass Besetzungen teils lange dauern", sagt Jens Stiller, Sprecher der Bildungsverwaltung. Das kann langwierig sein: Im Falle der Besetzungen von Schulleiterstellen etwa folgt auf die Ausschreibung ein Auswahlverfahren mit Eignungstests im Assessmentcenter, die Vorstellung der BewerberInnen vor der Schulkonferenz, die Begutachtung der dienstlichen Eignung durch die Behörde sowie die Stellungnahme der Beschäftigtenvertretungen. Wer das Rennen gewinnt, entscheidet die Schulaufsicht.

Die Leitungsposten seien zu unsexy, meint dagegen Peter Sinram, Sprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Berlin. Die Gehaltserhöhungen entsprächen nicht der erforderlichen Mehrarbeit, vor allem wünschten sich die KollegInnen aber höhere Stundenermäßigungen. Fachbereichsleiter etwa bekämen keinerlei Ermäßigung bei etwa 100 bis 150 Euro mehr Gehalt: Zu wenig, meint Sinram, denn wer den Job richtig machen wolle, habe "locker eine Sechzigstundenwoche".

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