Kulturpolitik: Staatsoper schaltet Stellenanzeigen

Nach dem Rückzug von Intendant Mussbach und Geschäftsführer Vierthaler will die Opernstiftung rasch Nachfolger für die Staatsoper bestimmen. Grüne kritisieren: Stiftung hat "planlos und riskant" gehandelt

Handeln. Noch 2008 soll die Nachfolge für die am Dienstag überraschend zurückgetretenen Opernchefs, Intendant Peter Mussbach und sein Geschäftsführer Georg Vierthaler, geregelt werden. Diedrich Wulfert, Büroleiter in der Kulturverwaltung, sagte, er gehe davon aus, dass dies angesichts der Sanierung des Opernhauses ab 2010 und der Spielzeiten im Schillertheater bis 2014 keine leichte Aufgabe werden dürfte. Dennoch rechne er damit, dass "noch in diesem Jahr" der Vorschlag für eine zukünftige Führungsspitze der Opernstiftung vorgelegt wird. Mögliche Namen für die Posten wollte Wulfert nicht nennen.

Zugleich trat Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD) am Mittwoch Spekulationen entgegen, die Staatsoper Unter den Linden steuere in den kommenden Jahren führungslos in eine Krise. Auch nach den jüngsten Personalentscheidungen sei das Haus "voll handlungsfähig", betonte Schmitz. Für alle Planungen in der Phase bis 2010 sei Mussbach als Intendant zuständig. Darüber hinausgehende Aufgaben würden von Operndirektor Ronald Adler in Absprache mit Generalmusikdirektor Daniel Barenboim getroffen.

Schmitz bestätigte, dass der Stiftungsrat der Berliner Opernstiftung Anfang März beschlossen hatte, den laufenden Vertrag von Mussbach über 2010 hinaus nicht verlängern zu wollen. Auch der Vertrag Vierthalers sollte nicht erneuert werden. Um einem Rauswurf zuvorzukommen, hatten beide am Dienstag ihren Rücktritt bekanntgegeben. Mussbach will bis zur Spielzeit 2008/09 die Staatsoper weiter leiten, Vierthaler hat einen früheren Abgang angekündigt. Als Grund für den Knall gilt, dass Mussbach und Vierthaler im März dem Stiftungsrat keinen Wirtschaftsplan für das Staatsopernjahr 2008 vorlegen konnten und sich zudem über ihre jeweiligen Etats stritten. Da sei Wowereit der Kragen geplatzt.

Kenner der Opernszene halten die Stiftungsrat-Entscheidung für nicht ganz unproblematisch. Der Wechsel in der Opernleitung fällt mit den Vorbereitungen für den Umzug in das Ausweichquartier Schillertheater zusammen. Dort soll während der Umbauphase der Staatsoper von 2010 bis 2014 gesungen werden. Zudem muss ein neuer Intendant außer den künstlerischen auch bauliche Qualitäten mitbringen. Soll er doch über die Sanierung und den Ausbau im Haus Unter den Linden wachen. Diese "Herkulesaufgabe", so Insider, könnte abschreckend auf mögliche Bewerber wirken.

Alice Ströver, grüne Kulturexpertin im Abgeordnetenhaus, warf der Opernstiftung und dem Senat am Mittwoch "planloses" Handeln vor. Natürlich sei es das "gute Recht des Stiftungsrates, einen Vertrag nicht zu verlängern". Allerdings sollte dann auch "eine personelle Alternative in Sicht sein", so Ströver. Es sei "höchst riskant", wenn in so einer schwierigen Umbruchphase beide Leiter die Staatsoper verlassen müssten. Ströver: "Wir brauchen jetzt schnell eine überzeugende personelle Gesamtlösung."

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