Tag der offenen Tür (1): Steinmeier will sich kümmern

Am Tag der offenen Tür der Bundesregierung macht der Außenminister lieber Wahlkampf als das Auswärtige Amt zu zeigen.

Außenminister Steinmeier spielt mit Regisseur Leander Haussmann Bild: dpa

Als Erstes kommen eine Cola und drei Wasser auf die Bühne. 300 Menschen warten am Sonntag im halb vollen Innenhof des Auswärtigen Amts auf Frank-Walter Steinmeier, den Hausherrn und SPD-Kanzlerkandidaten. Die Jazzband muss noch ein kurzes Lied zur Überbrückung spielen. Dann ist er da. Wer nicht fotografiert, der klatscht. Nach Steinmeier und Moderatorin kommen Leander Haußmann, Regisseur von "NVA" und "Sonnenallee", und Peter Maffay. Der Willkommensapplaus für Maffay, den Schlagersänger und Deutschrocker, ist deutlich länger als der für Steinmeier. Die Cola ist für Haußmann, Steinmeier bleibt bei Wasser.

Die Runde soll über "20 Jahre Mauerfall" diskutieren, der SPD-Kanzlerkandidat möchte lieber über Arbeitsplätze reden. Zwar betont er staatsmännisch die Vorteile der BRD gegenüber der DDR: Freiheit, Rechtsstaat, keine Stasi. Dann schwenkt er aber schnell zum Wahlkampf. "Ich habe meinen Wahlkreis absichtlich in den Osten gelegt", sagt Steinmeier, der in Brandenburg antritt. "Da spürt man, wie die Menschen kämpfen um Arbeit." Das Thema Arbeitsplätze sei so wichtig, dass es nicht auf Wahlkämpfe beschränkt werden sollte. "Ich kümmere mich darum", sagt Steinmeier.

Es fällt das Stichwort Finanzkrise. Steinmeier kritisiert die Gier der Manager. "Finanztriebtäter sind das", ruft jemand von der Seite. Steinmeier sagt nichts und lächelt weiter wie bisher.

Ein Besucher um die 50 macht mit seiner Spiegelreflexkamera Dutzende Bilder von Steinmeier. Der Mann sieht aus, als wäre Phoenix sein Lieblingsfernsehsender. "Steinmeier macht seinen Job gut", sagt er. Ein Student sieht das anders: "Reden kann der ja gar nicht." Zwei Touristen mit Sonnenbrille sind extra für den Tag der offenen Tür der Bundesregierung aus dem Umland angereist. "Klar ist das auch Wahlkampf", sagen sie. "Aber wir wollen uns vor allem die Gebäude anschauen."

Nach der Diskussion dann Wahlkampf mit der Brechstange: mit Kindern. Steinmeier wird Pate eines Schwebebalkens, der in einer Berliner Kita steht. Die Kinder müssen auf der Bühne darüberlaufen, rückwärts, vorwärts, auf allen vieren und sich von Steinmeier loben lassen.

Der Einzige, der auf der Bühne das eigentliche Arbeitsfeld Steinmeiers anspricht, ist Regisseur Haußmann. Er hat eine Meinung zur Außenpolitik: "Putin ist ein Stalinist." Steinmeier geht nicht darauf ein. Wie der Minister konkret arbeitet, weiß nach der halben Stunde Steinmeier-Show keiner besser als vorher.

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