Bildungsstreik: Studis schmeißen den Laden selbst

Während an der FU die Studierenden die Essensversorgung übernehmen, besetzen sie an der Charité die Bibliothek und lassen sie bis in die Nacht geöffnet.

Streiken für bessere Bildung Bild: dpa

In Berlin brodelt der Bildungsstreik. Asta und Ver.di kochen - und zwar für alle. Weil an der Freien Universität (FU) die Mensa-MitarbeiterInnen am Donnerstag in einen Warnstreik traten, blieben in der Mensa die Teller leer. Hungern musste dennoch niemand. Statt Mensa-Essen gab es "Volxküche" in studentischer Eigenregie: Jeder isst und zahlt, so viel er will.

Am Morgen waren die Angestellten des Studentenwerks in einen Warnstreik getreten. Unterstützt von der Gewerkschaft Ver.di fordern sie höhere Löhne. Auch die Studierenden, die seit über zwei Wochen den Hörsaal 1a besetzen, solidarisierten sich mit den Streikenden und verlegten ihre Vollversammlung vom Hör- in den Speisesaal. Dem Aufruf folgten rund 850 Studierende.

Neben Volxküche und Vollversammlung laufen derzeit an der FU die Planungen für die kommende bundesweite Aktionswoche auf Hochtouren. Im Vorfeld hatte eine AG Wünsche und Anregungen unter den Studierenden für mögliche Themen gesammelt. Von Montag bis Freitag werden allein an der FU rund 40 interaktive Seminare und alternative Podiumsdiskussionen zu Bildung, Politik und Nachhaltigkeit organisiert. "Außerdem wollen in dieser Zeit viele Dozierende auf Anwesenheitslisten verzichten", berichtet Aktivistin Christine McCaskill.

An den anderen Berliner Universitäten geht der Bildungsstreik ebenfalls weiter. Am Mittwochabend besetzten zudem 40 Studierende die Medizinische Bibliothek im Bettenhochhaus der Charité. "Wir haben uns zunächst getroffen, um über Finanzstreichungen an der Charité durch das Land zu diskutieren", sagt Medizinstudent Sebastian Langer. Daraufhin sei die Entscheidung zur Besetzung gefallen, an der sich im Laufe des Abends noch weitere 60 Personen beteiligten. "Einige haben die Chance direkt genutzt, um bis um drei Uhr dort zu lernen."

Darin äußert sich eines der Hauptprobleme für die MedizinstudentInnen. "Aus finanziellen Gründen soll die Bücherei bald nur noch bis 17 Uhr geöffnet sein", sagt Langer. Geplant sei eine Senkung des Bücherei-Etats von 3,3 Millionen Euro um eine halbe Million. Außerdem herrsche ein Mangel an Büchern, besonders an Leihexemplaren. "Schon jetzt gibt es einen regelrechten Kampf um Bücher." Dieser werde durch die kürzeren Öffnungszeiten noch verschärft. Daher organisieren die BesetzerInnen jetzt die Öffnung nach Feierabend selbst: "Wenn die MitarbeiterInnen gehen, übernehmen wir den Präsenzbestand", sagt Langer. Die Gefahr einer Räumung sieht er nicht: "Die Charité ist pleite." Dafür gäbe es kein Personal. Jan Mohnhaupt

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.