Senat gegen Bürger: Tempelhof für alle

In fünf Wochen ist Tempelhof dicht. In Sachen künftige Nutzung des Flughafens gibt sich der Senat offen. Doch rein soll vorerst keiner dürfen.

Viel Platz für alle. Doch der Senat will nach der Schließung niemanden auf das Flugfeld lassen Bild: AP

Man kann Senatsbaudirektorin Regula Lüscher nicht vorwerfen, sie wolle alleine über die Zukunft des Flughafens Tempelhof entscheiden. Am Montag startet ein "Call for ideas", bei dem jede und jeder online Vorschläge für das Areal abgeben kann. Gleichzeitig sammelt der Senat mit einem Wettbewerb Konzepte für das Columbiaquartier im Norden, wo bis zu 1.500 Wohnungen entstehen könnten. Und bei einer Internationalen Bauausstellung (IBA) sollen bis 2020 Experten Antworten für die soziale, umweltverträgliche und lebenswerte Stadt finden.

Trotzdem bleibt die Allgemeinheit erst einmal außen vor: Wenn der Flughafenbetrieb am 31. Oktober endet, bleibt das Gelände abgeriegelt. "Der Zaun wird bleiben", sagte Lüscher am Freitag bei der Vorstellung der nächsten Planungsschritte für das Areal, das fast zweimal so groß ist wie der Tiergarten.

Die Senatsbaudirektorin erteilte damit Forderungen von Bürgergruppen, das Tempelhofer Feld sofort zu öffnen, eine Absage. Der Initiative "Tempelhof für alle" geht es um eine soziale Nutzung des Geländes - Investorenprojekte, die möglicherweise Mietsteigerungen in der Umgebung nach sich ziehen, sollen verhindert werden.

Auch der niederländische Landschaftsarchitekt Bart Brands hatte bei einer Expertenkonferenz im Frühjahr gefordert, das Areal zügig für die Bevölkerung zu öffnen. Die Planer sollten beobachten, wie sich die Menschen auf dem Gelände verhielten, was ihnen fehle, was gut ankomme. Auf Basis dieser Erfahrungen könnten dann Schritt für Schritt Pläne für den Park entwickelt werden.

Die Grünen fordern, zumindest Teile des Feldes bald und begrenzt freizugeben. "Wichtig finde ich, dass es ein Konzept gibt, sodass zum Beispiel jedes Wochenende das Gelände für eine bestimmte Zeit zugänglich ist", sagte die Fraktionschefin im Abgeordnetenhaus, Franziska Eichstädt-Bohlig, der taz. Gerade das Sportgelände im Südosten sollte so bald wie möglich für die Allgemeinheit nutzbar sein. "Das ist ja ein normales Sportareal", so die Grünen-Politikerin.

Lüscher indes verwies auf "Gefahrenfelder", etwa die 70 über das Gelände verteilten Kleingebäude, die bislang Techniker und Feuerwehr genutzt hätten. Auch sei die Suche nach Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg nicht abgeschlossen. Lüscher will das Areal für einzelne Sportereignisse und Konzerte öffnen - Eingangskontrollen inklusive.

Sport heißt aber wohl nicht: jeden zweiten Samstag Hertha-Heimspiel. Es gebe keine konkrete Anfrage des Vereins, sagte die Baudirektorin zu entsprechenden Gerüchten. Auf die Frage, ob sie eine solche Entwicklung befürworten würde, wich Lüscher aus. "Ich bin auch für Sport auf dem Areal." Sie sehe allerdings nicht, warum eine "gut genutzte Immobilie ihrer Nutzung" beraubt werden solle.

Zunächst müssen nun die Eigentumsverhältnisse geklärt werden; noch gehört der Großteil des Flughafens dem Bund. Lüscher will die IBA im kommenden Jahr vorbereiten, dann muss der Senat entscheiden, ob er das Projekt realisieren will.

"Wir suchen Antworten für die kompakte europäische Stadt des 21. Jahrhunderts", sagte Lüscher. Ökologisches Bauen, Zukunftstechnologien und neue Formen des Zusammenlebens sollen das neue Stadtgebiet prägen. Etwa 5.000 Wohneinheiten sollen entstehen und an die umliegenden Stadtteile angeschlossen werden. Das zehnjährige Vorhaben soll 2010 starten. Ein Teil der Schau könnte als Internationale Gartenausstellung (IGA) konzipiert werden.

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