Bürgerentscheid zum Ex-Flughafen: Tempelhoffans wählen sich ein Denkmal

Laut Bürgervotum soll Ex-Flughafen Weltkulturerbe werden. Auswirkungen fraglich.

Abschied nehem fehllt den Berliner schwer: Tag der offenen Tür auf dem geschlossenen Flughafen im Mai Bild: dpa

Die Tempelhof-Nostalgiker haben einen Etappensieg errungen: Der Bürgerentscheid über die Zukunft des Ex-Flughafen-Geländes, der am Sonntag parallel zur Europawahl in Tempelhof-Schöneberg zur Abstimmung stand, war erfolgreich. Bis 21 Uhr waren 84.000 Stimmen gezählt, etwa zwei Drittel davon hatten den Entscheid bejaht - damit war das erforderliche Quorum von 15 Prozent deutlich übertroffen, die Zahl der Ja-Stimmen war ebenfalls mehr als ausreichend.

Bei dem Entscheid ging es darum, ob das Flughafenareal unter den besonderen Schutz der Unesco gestellt werden soll. Das Initiatoren-Bündnis "be-4-tempelhof" forderte zudem, dass das Bezirksamt sich für eine Nutzung Tempelhofs als Regierungs-, Rettungs- und Ausweichflughafen einsetzen soll, und dass jede Bebauung, die nichts mit dem Flugbetrieb zu tun hat, untersagt wird.

"Das ist ein deutliches politisches Zeichen, wir haben die Bürger hinter uns", sagte Hans-Jürgen Gomme von "be-4-tempelhof". Die Initiative ist ein Zusammenschluss von mehr als 60 Menschen weitgehend aus dem Bezirk. "Wir fordern nun Gespräche an einem Runden Tisch", sagte Gomme. Der Senat könne die Tempelhof-Freunde nicht mehr einfach übergehen - das Ergebnis zeige, dass die Initiative kein "Zusammenschluss Ewiggestriger" sei. Gomme und seine Mitstreiter hatten mehr als 7.500 gültige Unterschriften gesammelt und damit den Weg frei gemacht für den Bürgerentscheid.

Die Initiatoren profitierten am Sonntag von der zeitgleichen Europawahl: Wer ohnehin im Wahllokal war, dem tat ein zusätzliches Kreuz nicht weh. Viele erfuhren erst vor Ort, dass es den Bürgerentscheid überhaupt gab.

Dass der Flughafen auf der Tagesordnung bleibt, ist dennoch fraglich. Der Entscheid hat nur empfehlenden Charakter. "Das Bezirksamt muss dem nicht folgen", sagte Abstimmungsleiter Torsten Zickert am Abend. Es müsse eine Ablehnung allerdings begründen. Ohnehin ist der Bezirk für die Forderungen nicht zuständig, Denkmalschutz und Bebauungsrecht wird auf Landesebene entschieden. Und in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hält man von dem Ansinnen der Tempelhof-Nostalgiker gar nichts, so war schon vorab zu hören. "Ein Unesco-Status für Tempelhof steht für uns derzeit nicht zur Diskussion", sagte Sprecher Marko Rosteck. Er verwies darauf, dass das Flughafenareal bereits denkmalgeschützt sei - das reiche aus.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.