Bundestagswahl in Berlin: Totenstille im Willy-Brandt-Haus

Prognose lässt SPD ratlos. Wowereit fordert grundlegende Erneuerung seiner Partei. CDU, FDP und Linke feiern. Niedrige Wahlbeteiligung.

Typisches Bild am Wahlabend: SPD-Anhänger in Berlin Bild: ap

Stille. Einen kurzen Moment lang kommt im Williy-Brandt-Haus Jubel auf, als das Ergebnis der CDU um 18 Uhr 27 Prozent prognostiziert werden. Als aber klar wird, dass die Prozente der CSU noch oben drauf kommen, verschlägt es den SPD-Anhängern die Sprache. Nach der Prognose für die Sozialdemokraten ist nur noch das Klicken einiger Fotoapparate zu hören - und hier und da ein Schluchzen. Der Regierende Bürgemeister Klaus Wowereit fordert unmittelbar nach Bekanntgabe der Ergebnisse einen Erneuerung- und Verjüngungsprozess seiner Partei. Die SPD müsse ihr soziales Profil schärfen.

Ganz anders die Reaktionen Braumeisterstübel, wo der CDU-Kreisverband Mitte den Wahlausgang abwartet. Hier wird das Ergebnis der eigenen Partei bejubelt. Vom Applaus her hat aber bei den Konservativen die FDP deutlich gewonnen. Kein Wunder, dass bei der FDP unter den S-Bahn-Bögen in Mitte noch lauter gejubelt wurde. "Wir stehen vor einem großen Abend", freut sich der FDP-Kandidat Martin Lindner, der in einem seine Frau hielt, in der anderen Hand ein Glas Bier. "Endlich haben mal die richtigen gewonnen", meint Lindner.

Als Wahlsieger fühlen sich kurz nach 18 Uhr auch die Anhänger der Linken. "Wir sind die soziale Kraft im Land", jubelt Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch bei der Wahlparty in der Kulturbrauerei.

Überraschend gut ist die Stimmung auch bei den Grünen im Postbahnhof. Alle freuen sich über das zweistellige Ergebnis und den Einzug in den Brandenburger Landtag. Doch der Bundestagsabegeordnete Wolfgang Wieland bleibt nachdenklich: "Mit Schwarz-Gelb gibt es eine andere Republik. Das ist schlecht für die soziale und grüne Weiterentwicklung unseres Landes."

Die Berliner insgesamt hat die Wahl deutlich weniger begeistert, als noch vor vier Jahren. Der Landeswahlleiter schätzte kurz nach Schließung der Wahllokale die Gesamtbeteiligung auf gerade mal 70 Prozent - das wäre rund sieben Prozentpunkte weniger, als bei der Bundestagswahl 2005. Bis zum Nachmittag hatte es besonders im Ostteil der Stadt massive Einbrüche bie der Wahlbeteiligung gegeben.

Im Wahlkreis Charlottenburg-Wilmersdorf kam es am Morgen zu einer Panne. "Es sind heute früh in drei oder vier Wahllokalen falsche Stimmzettel ausgegeben worden", sagte Geert Baasen, Geschäftsstellenleiter des Landeswahlleiters. In drei bis vier Wahllokalen seien die Stimmzettel des benachbarten Wahlkreises ausgeteilt worden. Der Irrtum sei schnell bemerkt worden. Betroffen seien nur etwa zehn abgegebene Stimmzettel, schätzte Baasen. "Für die Erststimmen für den Direktkandidaten ist es sehr unwahrscheinlich, dass am Ende eine Differenz von weniger als zehn Stimmen den Ausschlag gibt", sagte Baasen.

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