Ostermarsch gegen das Bombodrom: Über Stock und Stein

Die Initiative "Freie Heide" hat vor Gericht einen Sieg errungen. Das könnte für den Ostermarsch von Nachteil sein.

Rappelvolle Heide beim letztjährigen Ostermarsch in der Prignitz Bild: AP

In den kleinsten Dörfern finden mit tausenden Teilnehmern seit Jahren die bundesweit größten Ostermärsche statt: Die brandenburgische Bürgerinitiative "Freie Heide" lädt am Sonntag wieder zur Osterwanderung in die Prignitz, um gegen das von der Bundeswehr geplante Bombodrom zu protestieren. Die Botschaft ist klar: "Die Politik muss endlich entscheiden, das Gelände für eine zivile Nutzung freizugeben", fordert der Sprecher der Initiative, Pfarrer Benedikt Schirge. Zwar fiel erst im März ein Gerichtsurteil zugunsten der "Freien Heide". Doch noch ist das letzte Wort nicht gesprochen.

Seit über anderthalb Jahrzehnten tobt im Norden Brandenburgs der Kampf um den nach Angaben des Verteidigungsministeriums 12.000 Hektar großen Truppenübungsplatz. Vor der Wende wurde das Gelände von der Roten Armee genutzt. Als die Bundeswehr 1992 ankündigte, in dem Gebiet weiter militärische Übungen durchzuführen, zog der erste Protestzug durch die Heide. Kurz darauf gründeten Schirge und 60 andere Anwohner die Bürgerinitiative. Zahlreiche Kommunen schlossen sich an. Gemeinsam verhindern sie auf juristischem Weg bis heute, dass die Bundeswehr anrückt.

Zuletzt haben sich die Richter des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg mit dem Bombodrom beschäftigt: Ende März warfen sie in ihrem Urteil dem Verteidigungsministerium schwere Planungsmängel vor und wiesen die Berufung der Bundeswehr gegen drei Urteile des Potsdamer Verwaltungsgerichts zurück. Das Potsdamer Gericht hatte die Betriebserlaubnis für das Gelände aufgehoben. Ob sich die Bundeswehr mit der Niederlage abfinden wird? Noch habe das Ministerium nicht entschieden, ob man erneut in Revision gehen wolle, sagte ein Sprecher am Dienstag.

Die Bürgerinitiative feiert die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts. "Die Urteile waren niederschmetternd für die Bundeswehr", frohlockt Schirge. "Das bestärkt uns natürlich auf unserem Weg." Er sieht jedoch auch die Gefahr, dass viele Sympathisanten aufgrund des Urteils denken könnten, das Bombodrom sei vom Tisch - und dass sie gar nicht erst zum Ostermarsch erscheinen. "Wir müssen klarmachen, dass wir uns noch nicht zurücklehnen können."

Einige prominente Teilnehmer haben sich Schirge zufolge bereits angekündigt: Grünen-Chef Cem Özdemir und Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsminister Henry Tesch (CDU) wollen genauso mitlaufen wie Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) und der derzeitige Stadtschreiber in Rheinsberg, Wiglaf Droste.

Die Osterwanderung gegen das Bombodrom startet am Ostersonntag um 14 Uhr in Fretzdorf bei Wittstock.

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