Einschulung: "Viele Eltern aus Mitte waren sehr angetan"

Kinder nichtdeutscher Herkunft sind manchmal sogar bessere Schüler, sagt Schulleiterin Karin Müller.

taz: Frau Müller, warum wollen Eltern aus Mitte ihre Kinder nicht zu Ihnen in die Schule schicken?

Karin Müller: Die Bedenken, die mir vorgetragen werden, richten sich hauptsächlich auf den hohen Ausländeranteil. Wir haben 87 Prozent Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache. Das schreckt die Eltern ab. Da heißt es immer, die können sich ja gar nicht verständlich machen.

Sprechen Ihre Schüler besser arabisch als deutsch?

Das stimmt eben nicht. Wir haben viele Nationalitäten. Die Kinder setzen vielleicht mal einen Artikel falsch und machen Grammatikfehler, aber natürlich sprechen sie deutsch. Das zeigen ja auch die Sprachtests vor der Einschulung. Danach hat nur ein Drittel der Kinder erhöhten Förderbedarf.

Die Zensuren der Schüler sind nicht schlechter als in Schulen mit geringerem Ausländeranteil?

Im Gegenteil. Wir haben auch Kinder aus anderen Schulen aufgenommen. Da zeigte sich, dass diese nicht so weit waren wie unsere. Über 60 Prozent unserer Schüler wechselten in den letzten Schuljahren aufs Gymnasium oder an die Realschule. Dort können sie gut mithalten.

Spiegeln sich die sozialen Probleme im Wedding an der Schule wider?

Es gibt soziale Konflikte, aber das hat sich sehr gebessert, seitdem wir Konfliktlotsen eingesetzt haben. Wenn sich die Kinder zanken, dann geht es meistens darum, der hat mir mein Lineal weggenommen oder so.

Die meisten Ängste beruhen also auf Missverständnissen?

Ja, auf jeden Fall.

Wie können diese Missverständnisse abgebaut werden?

Indem man uns einfach besucht. Wir unterrichten seit sieben Jahren im jahrgangsübergreifenden Lernen in der Schulanfangsphase, also Klasse eins und zwei zusammen. Unten im Pavillon, wo die Kleinen unterrichtet werden, sind die Türen immer offen, da kann man reinschauen. Pro Klasse lernen etwa 20 Schüler, diese werden von einer Lehrerin, einer Erzieherin und einer Ko-Lehrerin betreut. Zum Tag der offenen Tür kamen viele Eltern aus Mitte und waren sehr angetan.

Aber wollen Sie überhaupt mehr Kinder? 20 Schüler pro Klasse sind doch ideal.

Die untere Grenze in Regelklassen liegt im Normalfall bei 24 Kindern. Sonst reicht die Stundenausstattung nicht für die Regelstunden und schon gar nicht für Zusatzangebote und Arbeitsgemeinschaften. Und eine bessere Durchmischung wäre sicher gut. Kinder, die noch Sprachschwierigkeiten haben, lernen Aussprache und Betonung am besten von ihren Mitschülern.

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