Kommentar: Vielen Dank, Quälgeist!

Finanzssenator Thilo Sarrazin wird langfristig sein Amt aufgeben. Er hat sich verdient gemacht um Berlin.

Der Finanzsenator hat etwas Außerordentliches geschafft. Nein, diesmal geht es nicht um die Sanierung des Landeshaushalts. Das war zwar eine der größten politischen Leistungen, die Berlin in den vergangenen Jahrzehnten erlebt hat. Sarrazin verdient an dieser Stelle Lob für etwas anderes. Der spröde Zahlenmann hat der noch spröderen Mammutaufgabe ein Gesicht gegeben. Sarrazin hat aus dem Sparen ein Ereignis gemacht. Nun, da sein Abschied aus Berlin bevorzustehen scheint, wird es Zeit, dafür zu danken.

Sarrazin zu danken bedeutet nicht, mit seiner Politik immer zufrieden gewesen zu sein. Aber dieser Mann hat es verstanden, jeden seiner ungezählten Kürzungsvorschläge wie eine Show darzubieten. Kürzungen im öffentlichen Dienst sind nötig? Sarrazin posaunte in die Welt, Berlins Beamte röchen übel aus dem Bund. Brandenburg verschließt sich der geplanten Verschmelzung mit Berlin? Der Senator ätzt, ein gemeinsames Bundesland bestünde ohnehin nur aus der Hauptstadt und "angeschlossener Landschaftspflege".

Das war nicht nett, und gerecht war es nur selten. Aber Sarrazin hat dadurch in den vergangenen sechs Jahren unerbittlich und unermüdlich den Finger in das gelegt, was er als größten Mangel der Stadt ansieht: ihre träge Konsumentenhaltung. Wie er das getan hat und tut, ist unterhaltsam. Und gerade diese Mischung aus Belehrung und Unterhaltung hat dazu beigetragen, dass ihm Entscheidungsträger zugehört haben. Die Methode Sarrazin hat gewirkt.

Doch die Zeiten haben sich geändert, und der Senator weiß das. Seinen Botschaften geht die Sprengkraft aus. Nach Jahren des Sparens geht es heute darum, das Ersparte gewinnbringend einzusetzen. Das ist keine ausfüllende Aufgabe für den ruppigen Mann aus der Ministerialbürokratie, der sich fit genug für Neues fühlt. Sarrazins Arbeit in Berlin ist erledigt. Was jetzt noch kommt, ist Abschied.

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