Berliner Grüne wählen Ramona Pop zur Fraktionsvorsitzenden: Vom Künast-Prakti zur Chefin

Ramona Pop als neue Nr. 1 der Grünen-Fraktion ist kein Zufallsprodukt, sondern logische Folge konsequenter Nachwuchsförderung.

Spitzenfrau im Berliner Abgeordentenhaus: Ramona Pop Bild: dpa

Sie ist erst 31, und doch überrascht es nicht, dass Ramona Pop seit Dienstag mit Volker Ratzmann zusammen die Grünen-Fraktion führt. Zu sehr lief ihre Entwicklung auf diesen Job hinaus. Mit 20 kam sie zu den Grünen, zwei Jahre später war sie bereits Bundeschefin der Grünen Jugend. Kurz vor ihrem 24. Geburtstag wurde sie jüngstes Mitglied im Abgeordnetenhaus, seit 2006 war sie Fraktionsvize.

Bei Pop, geboren in Rumänien, haben Früherkennung und systematische Nachwuchsförderung gegriffen, wie sie sonst bei großen Firmen anzutreffen ist. Bei ihrem Start in Berlin 1999 war Pop Praktikantin und Polit-Azubi bei der damaligen Fraktionschefin und späteren Ministerin Renate Künast. Die Grünen hatten ein Mentorenprogramm gestartet, um weibliche Nachwuchstalente zu fördern - Pop war passenderweise gerade nach ihrem Politologie-Vordiplom von der Uni Münster an die Freie Universität gewechselt.

Für den am Dienstag wieder gewählten Grünen-Fraktionschef Volker Ratzmann ist eine Jamaika-Koalition in Berlin auch bei einem derartigen Bündnis im Saarland keine Option. Für eine Koalition mit CDU und FDP gebe es "zu große inhaltliche Differenzen", sagte er im RBB-Inforadio. Neben Ratzmann wählte die 23-köpfige Fraktion erstmals Ramona Pop (31) an die Spitze (siehe nebenstehenden Text). Sie folgt Franziska Eichstädt-Bohlig (68), die nicht mehr antrat, um eine Verjüngung zu ermöglichen. Vizes bleiben Anja Schillhaneck und Michael Schäfer. Als weitere Stellvertreterin setzte sich Felicitas Kubala gegen die erst im Mai zu den Grünen gewechselte frühere SPD-Abgeordnete Canan Bayram durch.

Als Chefin der Grünen Jugend hatte Pop manches Mal auf den Putz gehauen, etwa an der Parteispitze "zu viele graue Männer in grauen Anzügen" gesehen. Als Abgeordnete trat sie sachlicher auf. "Ansprüche kann man erst anmelden, wenn man mit dem neuen Umfeld klarkommt", sagte sie schon kurz nach ihrem Einzug ins Parlament.

Nach einigen Jahren als jugendpolitische Sprecherin wechselte sie, die als Vertreterin des realpolitischen Flügels gilt, zu zentraleren Themen. 2006 übernahm sie von der ausscheidenden Fraktionschefin Sybill Klotz den Bereich Arbeitsmarktpolitik. Zudem etablierte sie sich im arbeitsaufwendigen Hauptausschuss, der für die Finanzen zuständig ist.

In Franziska Eichstädt-Bohlig, die die Berliner Grünen als Spitzenkandidatin in die Wahl 2006 führte und anschließend Fraktionschefin wurde, fand Pop eine weitere Förderin. Sie wurde stellvertretende Vorsitzende in der von 14 auf 23 Mitglieder gewachsenen Fraktion und gab mit ihrer 37 Jahre älteren Chefin ein gutes Bild ab. Da war es nur logisch, dass Eichstädt-Bohlig Pop für ihre Nachfolge unterstützte.

Noch jünger machen in der Landespolitik nur wenige Karriere. Benjamin Hoff (33) von der Linkspartei etwa ist schon seit drei Jahren Staatssekretär, war aber auch schon mit 19 Abgeordneter. Sein Parteikollege Stefan Liebich wurde 2002 schon mit 29 Fraktionschef. Im Vergleich dazu war FDP-Mann Christoph Meyer fast schon alt, als er im April mit 33 an die Fraktionsspitze rückte.

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