Neues Ausbildungsjahr: Weniger Lehrstellen in Berlin und Brandenburg

Weniger Plätze und weniger BewerberInnen: Viele, die eine Ausbildung suchen, bleiben trotzdem unversorgt.

Die Zahlen auf dem Lehrstellenmarkt für den Monat Juli sind ein Vorgeschmack auf Engpässe im Ausbildungsjahr 2009/2010, das im September anfängt. Es zeichnet sich erneut eine Verschlechterung der Situation ab.

Der DGB kritisiert vor allem den Rückgang der Bundesmittel um 30 Prozent bei den wenigen außerbetrieblichen Lehrstellen im Rahmen der Landes- und Bundesprogramme. Auf das Land Berlin, das die insgesamt 2500 Plätze erhalten will, kommen damit weitere finanzielle Belastungen zu. Die außerbetrieblichen Lehrstellen werden zusätzlich zu den innerbetrieblichen bereitgestellt, um BewerberInnen unterzubringen, die sich nicht direkt für einen Platz in einem Unternehmen qualifizieren können. Sie finden vom Land und vom Bund finanziert zum Beispiel in Werkstätten von gemeinnützigen Trägern statt. Der Bund fährt allerdings seine Beteiligung kontinuierlich zurück und lässt die Programme mit Verweis auf die demographische Entwicklung bundesweit auslaufen. Von einer Schrumpfungskur ist auch das Ausbildungsprogramm Ost insgesamt und in Brandenburg betroffen.

Im Juli 2009 waren 7.322 junge BerlinerInnen auf Lehrstellensuche. Sie konkurrierten um bis dahin 3.963 freie Ausbildungsplätze. Die Bewerberzahl ging somit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum demographisch bedingt um 28 Prozent zurück. Insgesamt wurden in Berlin 9.563 betriebliche Ausbildungsplätze angeboten, die meisten im Dienstleistungs- und Handwerksbereich. Das war ein leichter Rückgang von rund 7,3 Prozent zum Juli 2008. In Brandenburg wurden im gleichen Zeitraum vergleichbare Zahlen registriert: 5.817 Lehrstellensuchende auf 3.783 Platzangebote. Damit stieg die Zahl der Ausbildungsplätze sogar leicht um 124. Trotzdem werden im September wieder hunderte BewerberInnen keine Chance auf einen Ausbildungsplatz erhalten. Insgesamt liegen Berlin und Brandenburg somit im durchschnittlichen Bundestrend.

Die Agentur für Arbeit in Berlin und Brandenburg betont die hohe Dunkelziffer an BewerberInnen, die einen Platz erhalten, sich aber nicht als Suchend abmelden. Eine Tatsache, die die Statistik unnötig weiter dramatisiert. Der BDA und die Handwerkskammer Berlin heben dabei deutlich hervor, dass den Betrieben qualifizierte Bewerber fehlen und dass die Chancen in der Krise, einen Ausbildungsplatz zu erhalten keinesfalls schlechter geworden sind. Die berliner Unternehmen seien weniger exportabhängig und spüren die Wirtschaftskrise in geringerem Maße als anderswo. Außerdem finden sich Ausbildungsbetriebe vor allem im konjunkturunabhängigen Bereich: Brötchen, Brillen und Bodenbeläge werden immer gekauft.

Vielen Anwärtern auf eine Lehrstelle fehlt es an grundsätzlichen Deutsch- und Mathematikkenntnissen, klagen die Arbeitgeber. Sogar "soft-skills" wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Freundlichkeit werden bei vielen vermisst. Alle Seiten appellieren derweil geschlossen an die Schulabsolventen, sich rechtzeitig um einen Platz zu kümmern und die verschiedenen Internetsuchbörsen und Beratungsangebote zu nutzen. Um doch im September eine Chance auf die begehrten und raren Ausbildungsplätze zu bekommen.

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