Kulturpolitik: Wowereit genehmigt sich seine Galerie

Berlin baut die städtische Kunsthalle in eigener Regie und macht dafür 30 Millionen Euro locker

Unbeeindruckt von der Aussicht, dass in den kommenden beiden Jahren das Land Berlin 5,6 Milliarden Euro zusätzliche Schulden aufnehmen muss, hat Klaus Wowereit sich sein Lieblingsprojekt genehmigt. In der Haushaltsklausur der rot-roten Regierung am Montag wurde entschieden, dass Berlins neue städtische Kunsthalle zwar zeitlich etwas verschoben, aber mit öffentlichen Gelder errichtet wird.

Für das Projekt am Humboldthafen werden in die mittelfristige Finanzplanung 30 Millionen Euro "als Investition für den Bau des Gebäudes" eingestellt. Hinzu kommen noch einmal rund 4 Millionen Euro jährlich für den Betrieb der rund 2.000 Quadratmeter Kunsthalle, wie Torsten Wöhlert, Sprecher der Kulturverwaltung am Dienstag sagte. Baubeginn soll 2012 sein.

Bis dahin dürfte ausreichend Zeit bleiben, Entscheidungen über die Architektur und das Konzept herbeizuführen. Nach den Vorstellungen von Kulturstaatssekretär André Schmitz soll die Halle für neue zeitgenössische Kunst 200.000 Besucher im Jahr anlocken und Ort für Debatten und Auseinandersetzung um die junge Kunst sein.

Mit der Festlegung auf den Standort Humboldthafen und die öffentliche Finanzierung hat sich Wowereit von seiner ursprünglichen Idee, die Kunsthalle von privaten Bauträgern errichten zu lassen, nun verabschiedet. Man wolle zwar noch nach Mäzenen suchen, heißt es aus dem Umfeld des Regierenden Bürgermeisters. Mit einem Erfolg rechne man aber nicht.

Der Versuch, das Grundstück am nördlichen Humboldthafen privat zu veräußern, war 2008 gescheitert. Auch die Suche der Kulturverwaltung und des Liegenschaftsfonds nach einem potenten Investor und Kunstmäzen verlief erfolglos. Berlin blieb auf der Fläche sitzen.

Exkultursenator Thomas Flierl vom Koalitionspartner Die Linke begrüßte die Bereitschaft des Senats, die Kunsthalle - trotz der schwierigen Haushaltslage - mit Mitteln der öffentlichen Hand zu bauen. "In der Stadt fehlt bisher ein solcher Ort für die junge Kunst", sagte er der taz.

Nicht ganz einverstanden zeigte sich Flierl mit dem Standort am Humboldthafen. "Ich hätte es gut gefunden, wenn die Auswahl transparenter vonstatten gegangen wäre und man den Blumengroßmarkt ernsthaft geprüft hätte." An jenem Standort an der Friedrichstraße halten nach wie vor Mitglieder der Grünenfraktion und die "Initiative Berliner Kunsthalle" fest. Nun wollen sie mit dem Senat über die Aufgaben einer "Kunsthalle neuen Typs" und Berlin als "zukünftigen Schauplatz für Gegenwartskunst" in einen Dialog treten.

Mit der Kunsthalle gab der Senat auch grünes Licht für den Bau einer neuen Landesbibliothek auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof. Auch dieser Neubau für 270 Millionen Euro wurde auf 2012 terminiert, um den Etat von 2010/11 nur mit kleinen Beträgen für Planungsvorbereitungen zu belasten. "Das sind Investitionen in die Zukunft", so Wowereit. Mit der Planung für Tempelhof sei auch eine wichtige Entscheidung für die Entwicklung des Flughafens getroffen worden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.