RAW-Tempel: Zug um Zug zur Einigung

Beim Umbau des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerks in Friedrichshain geben sich Investor und bisherige Nutzer kooperativ. Einig waren sie sich bisher nicht gerade.

Eine Ausstellung im ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerk an der Warschauer Brücke zeigt noch bis Pfingsten die Geschichte des Geländes. Auf Panoramafotos ist zu sehen, wie auf dem 7 Hektar großen Gebiet viele der Hallen verfallen, in denen bis 1994 noch Eisenbahnen repariert wurden. "Wir wollen hier die Vergangenheit dieses sehr reizvollen Orts erfahrbar machen", sagt die Initiatorin Gabriela Reichert.

Ihre Hoffnung ist, dass auch viele frühere Werksmitarbeiter vorbeikommen. "Wir freuen uns, wenn uns diese Menschen von ihrer Zeit hier berichten wollen, und wir haben auch noch eine Menge Fragen", so Reichert. Die Informationen sollen gesammelt und in einer Bibliothek zugänglich gemacht werden.

Seit ein paar Jahren entwickelt sich auf dem Gelände eine attraktive alternative Szene. Soziokulturelle Initiativen nahmen die Freiräume in Beschlag - ihr Angebot an Kultur und Sport, Partys und Bars, die Skaterhalle und der zum Kletterturm umfunktionierte Hochbunker ziehen mittlerweile viele Besucher an.

Im Konflikt mit dem neuen Eigentümer des Gebiets stehen die Zeichen unterdessen auf Entspannung. Anfang Februar hatte der Investor seine Pläne vorgestellt und dabei auch viele Forderungen der Nutzer aufgegriffen. Auf dem Areal sollen unter anderem Neubauten für generationenübergreifendes Wohnen und eine Kunsthalle mit günstigem Arbeitsraum für Kreative entstehen. Das Gelände soll autofrei bleiben und die Häuser sollen mit Geothermie umweltschonend beheizt werden.

"Der Investor ist im Grundsatz bereit, die Gebäude, die wir derzeit nutzen, an uns zu verkaufen", sagt Andrea Taha, Vorsitzende des Vereins RAW-tempel. Dabei geht es um die noch relativ gut erhaltenen Gebäude am Nordrand des Geländes, direkt an der Revaler Straße - etwa 10 Prozent des Gesamtgrundstücks. Das Geld für den Kauf soll über Stiftungen aufgetrieben werden. Details stehen noch nicht fest.

Auch für die Skaterhalle und den Kletterturm sieht es erst mal gut aus. Doch am 30. Juni 2010 läuft der Mietvertrag für die Skaterhalle aus. "Langfristige Planungen sind so nicht möglich", beklagt Skaterhalleneigentümer Tobias Freitag.

"Das ist mir schon klar, dass die Nutzer am liebsten keinerlei Änderungen wollen", sagt Investor Klaus Wagner. Das werde auch vonseiten des Bezirkes offenbar von ihm erwartet. "Wir wollen als Eigentümer aber auch ernst genommen werden", sagt Wagner.

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