Neuausrichtung gegen rechts gefordert

Berlins Projekte gegen rechts müssen umdenken – zu diesem Fazit kommt eine Studie des Zentrums für Antisemitismusforschung. Die Arbeit richte sich zu wenig an Straftäter und Menschen mit geringer Bildung

Ein Großteil der Berliner Projekte gegen Rechtsextremismus sollte laut einer Studie neu ausgerichtet werden. Bei der Mehrzahl der über 160 untersuchten Projekte sollte die Arbeit mit problemauffälligen und bereits straffällig gewordenen Personen stärker gefördert werden, heißt es in einer Studie des Zentrums für Antisemitismusforschung der Technischen Universität. Auftraggeberin war die Landeskommission gegen Gewalt unter Leitung von Innenstaatssekretär Thomas Härtel (SPD), die die Ergebnisse der Untersuchung am heutigen Mittwoch im Rahmen einer Fachtagung der Öffentlichkeit vorstellen wird.

Durch eine Neuausrichtung könnte der weitere Zustrom oder die Rückkehr in die rechtsextreme Szene reduziert und damit das Problem rechter Gewalt reduziert werden, so die Forscher. Zugleich kritisieren sie, dass die Berliner Projekte gegen Rechtsextremismus nur auf allgemeine Bildungsziele ausgerichtet seien, wie sie zum Regelauftrag von Schule, Kinder- und Jugendhilfe gehörten. Diese Ansätze müssten auch unabhängig von der Herausforderung des Rechtsextremismus gefördert werden.

Ebenso sollten stärker Teilnehmer angesprochen werden, „die ein relativ geringes formelles Bildungsniveau haben“, heißt es in der bereits auf der Internetseite der Landeskommission gegen Gewalt veröffentlichten Studie weiter. Bislang seien auch die „in besonderem Maße mit rechter Gewalt belasteten Stadtregionen nicht immer die Durchführungsorte von Projekten gegen Rechtsextremismus“.

Die Studie empfiehlt als Schwerpunkte künftiger Förderung unter anderem die Fortbildung und Beratung von pädagogischen Mitarbeitern sowie die Dokumentation und weitere Erforschung zum Themenfeld Rechtsextremismus. Wie viele Anti-rechts-Projekte es in Berlin gibt, ist nach Angaben der Landeskommission nicht bekannt. Im Rahmen der Studie seien 407 freie und öffentliche Träger, alle zwölf Bezirksämter sowie rund 1.000 Schulen angeschrieben worden. Ausgewertet wurden letztlich 166 Fragebögen.

Das Land fördert im Rahmen seines Programms gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus jährlich rund 30 Projekte mit 1,2 Millionen Euro. Hinzu kommt die Förderung von zehn lokalen Aktionsplänen durch das Bundesjugendministerium. Darüber hinaus fördert das Programm „respectAbel“ im Umfeld von Schulen kleine Projekte mit maximal 4.000 Euro. EPD

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