.berlin wird vorerst auf Eis gelegt

Der Start der Internet-Adressen-Endung .berlin verzögert sich, die zuständige Behörde verschiebt den Bewerbungsstart auf unbestimmte Zeit. Unternehmen fördern die Idee einer Top-Level-Domain .berlin, der Senat lehnt sie dagegen ab

Die Einführung der Internet-Adressen-Endung .berlin verzögert sich. Statt Mitte 2008 könne man sich nun wohl erst Anfang 2009 bewerben, sagte Johannes Lenz-Hawliczek von der Dotberlin GmbH der taz.

Dotberlin ist die erste Initiative für eine Top-Level-Domain für eine Stadt. Bisher gibt es nur Endungen für Länder – zum Beispiel .de – nicht aber für Städte oder Regionen. Ausnahme ist Katalonien, das 2005 die Endung „.cat“ zugelassen bekam. Neben Berlin streben inzwischen auch Metropolen wie New York und Paris lokale Adressenenden an. „Wir haben schon eine Vorreiterrolle“, sagt Lenz-Hawliczek. Allerdings hat die für die Planung zuständige Registrierungsbehörde ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) Anfang November den Bewerbungsstart für Berlin auf unbestimmte Zeit verschoben. Der Grund dafür sei der hohe Verwaltungsaufwand sowie die Befürchtung, dass Konflikte um Markenrechte aufkommen könnten, sagt Lenz-Hawliczek. Der Sprecher von Dotberlin gibt sich dennoch zuversichtlich: Die Frage sei nicht ob, sondern wann das lokale Internet komme. Angesichts von elf Millionen „.de“-Internetadressen seien nur noch wenige sinnvolle neue Seitennamen möglich. Zudem schaffe „.berlin“ eine regionale Identität im Internet. Aus „zoo-berlin.de“ könnte so „zoo.berlin“ werden. Neben Organisationen und Unternehmen dürften auch Privatpersonen ihre Seiten unter „.berlin“ anmelden.

Am Montag ab 18:30 Uhr lädt Dotberlin ins Ludwig-Erhard-Haus, wo Gründer Dirk Krischenowski mit Wirtschaftsvertretern diskutiert. Dass Gesprächsbedarf besteht, zeigt das geteilte Echo auf die Initiative: Sie fördere das „weltweite Image Berlins als moderne, trendsettende Metropole“, sagt etwa Natascha Kompatzki von der Berliner Tourismus Marketing GmbH (BTM). Die IHK dagegen trat aus dem Beirat von Dotberlin wieder aus – warum, wollte man nicht sagen. „Wir unterstützen die Idee, ohne aktiv tätig zu sein“, so der Sprecher der IHK-Berlin, Holger Lunau. Der Senat lehnt das Projekt ab, da er es als Konkurrenz zu seinem berlin.de-Portal sieht. Außerdem befürchte man Überschneidungen mit den bisherigen Internetseiten sowie fehlende Kontrolle, sagt Senatssprecher Günter Kolodziej.

Hotels, Internetfirmen und Verleger von Telefonbüchern unterstützen Dotberlin. Sponsoren hat die Initiative auch nötig, da bereits die Bewerbung für die lokale Adressenendung mindestens 50.000 Euro koste, so Lenz-Hawliczek. Doch auch das sieht er als machbare Hürde: die Finanzierung sei „gesichert“, sagt er. BENJAMIN VON BRACKEL