Tempelhof-Nachnutzung
: Der Senat hat verschlafen

Es muss leider sein. An dieser Stelle muss es zum ungezählten Mal darum gehen, was aus dem Flughafen Tempelhof werden soll. Bislang schienen die Grenzen klar gezogen. Die CDU verlangt die Offenhaltung mindestens bis zur Eröffnung des Großflughafens BBI in Schönefeld. Hingegen will der Senat die Schließung Ende Oktober dieses Jahres. Doch was danach geschehen soll mit dem riesigen Areal und einem der größten Gebäude der Erde, darauf haben SPD und Linke noch immer keine Antwort. Nun legt ausgerechnet ein SPD-Bundestagsabgeordneter aus Berlin den Finger in diese Wunde. Zu Recht.

KOMMENTAR VON MATTHIAS LOHRE

Der aus Spandau in den Bundestag entsandte SPD-Mann Swen Schulz bemängelt, der Senat habe Berlins Bürgern keine Alternative geboten zur Offenhaltung des Innenstadtflughafens. Das stimmt. Nur dank fehlender Gegenvorschläge kann die CDU mit dem Volksbegehren gegen die Schließung Unentschiedene auf ihre Seite ziehen. Damit liefert der Senat der ansonsten schwachen Oppositionspartei unnötigerweise Munition.

Unnötig deshalb, weil die Stadtentwicklungsverwaltung nicht einmal eigene Vorschläge vorgestellt hat, was in zehn Monaten auf den Flugbetrieb folgen soll. Zehn Monate – dabei beschloss der Senat bereits im Herbst 2001, Tempelhof zu schließen, wenn die Baugenehmigung für BBI rechtskräftig ist. Seither gab es nur einen folgenlosen Senatsaufruf, Nutzungsvorschläge einzuschicken. Viel zu wenig für ein Innenstadtareal, so groß wie 500 Fußballplätze.

Dass selbst ein SPD-Bundestagsabgeordneter den Senat für dessen Nichtstun rügt, zeugt von der Ungeduld des Bundes. Vielleicht kommen die Berliner nun endlich zur Besinnung. Es wäre höchste Zeit.