Platanen kommen trotz Protesten

Die Hufelandstraße in Prenzlauer Berg wird bepflanzt – aber mit weniger Bäumen als ursprünglich geplant

Zwischen den Anwohnern der Hufelandstraße im schicken Bötzowviertel in Prenzlauer Berg gibt es Zoff. „Sollen sie doch wegziehen“, empört sich eine ältere Dame am Montag im Charly Cheese. Die Bar an der Ecke Bötzowstraße und Hufelandstraße ist brechend voll. Keiner der stilvollen Loungesessel bleibt unbesetzt. Am Tresen drängeln sich über 100 Anwohner. Sie wollen wissen, ob und was für Bäume im Frühjahr in ihrer Straße gepflanzt werden – etwa hochwachsende Platanen oder kleinwüchsige Zierkirschen.

Hintergrund der Diskussion sind die Sanierungsmaßnahmen in der Hufelandstraße. Gegen die geplante Neubepflanzung eines Teils der Straße mit Platanen gibt es bereits seit einem Jahr starken Widerstand unter einigen Anwohnern. Sie befürchten eine mögliche Verschattung ihrer Wohnungen und Gründerzeitbalkone durch die hochwachsenden Bäume. Ihrer Ansicht nach hätte das einen Wertverlust und weniger Wohnqualität zur Folge. Einige bevorzugen daher eine Bepflanzung mit kleinen Zierkirschen. Ein anderer Teil will gar keine Bäume vor ihren Fenstern sehen. Bei der Diskussionsveranstaltung am Montag unter der Leitung des Bezirksbürgermeisters von Pankow, Matthias Köhne (SPD), und dem grünen Stadtrat für öffentliche Ordnung, Jens-Holger-Kirchner, sollen die Bürger über den Stand der Planungen informiert werden.

Der Streit um die Bäume im grün-bürgerlichen Bötzowviertel hat etwa Skurriles. Hier wählt der überwiegende Teil der Bevölkerung die Grünen. Das Viertel gilt als schicker Kiez für junge, gut situierte Familien, die in Ruhe ihre Kinderwagen in den Volkspark schieben wollen.

Was an diesem Diskussionsabend noch überraschender ist: Nur zwei Platanengegner wollen im Charly Cheese ihre Meinung gegenüber den übrigen Anwohner der Straße vertreten. Vielleicht hatten sie schon von der Gegeninitiative „Hohe Bäume für heiße Sommer – auch in der Hufelandstraße“ gehört. Die sind nämlich für für die Platanenbepflanzung. Sie haben keine Angst vor der Verschattung ihrer Wohnungen. „Wir wollen den Alleecharkter der Hufelandstraße mit ihren prachtvollen Bäumen erhalten“, sagt Kai Ehrenschneider-Brinkmann von den Hohen-Bäumen-Freunden. Dieser Charakter dürfe nicht durch Minibäume zerstört werden. Und vor allem wisse man, dass der Klimawandel im vollen Gange ist, so Ehrenschneider-Brinkmann – und die zukunftigen Sommer in Berlin immer heißer werden. Die Straße benötige daher mehr Bäume, die ausreichend Schatten spenden.

Was bleibt von dem Streit: Die Platanen kommen. Doch nicht so viele wie ursprünglich geplant. Bezirksbürgermeister Köhne hat den Kompromiss schon in der Tasche: „Wir werden die Abstände zwischen den neuen Platanen breiter machen.“ Anstatt alle zwölf Meter würden die neuen Platanen in einem Abstand von etwa 20 Metern gepflanzt.

Eine gute Lösung. Dann haben die Sonnenanbeter mehr Licht und die Schattenfreunde können sich im Sommer unter die Platanen lümmeln. Und dann herrscht endlich wieder Ruhe in der Hufelandstraße.

NORMAN SEIBERT