Kommentar: Völlig absurder Standort

Das Einheitsdenmal ist schon deswegen problematisch, weil mit ihm der Mauerfall 1989 und die Revolution von 1848 zusammen gedacht werden sollen. Der Standort auf der Schlossfreiheit aber ist völlig daneben: Wie soll sich inmitten der Kaiserzeitsymbolik der Eindruck von Einheit und Freiheit entfalten?

Geht es nach Kulturstaatsministers Bernd Neumann (CDU), dann soll bald auf der Schlossfreiheit der Freiheit und Einheit Deutschlands gedacht werden. Das Denkmal soll laut Bundestagsbeschluss "die friedliche Revolution im Herbst 1989", die "Wiedergewinnung der staatlichen Einheit" und "die freiheitlichen Bewegungen und die Einheitsbestrebungen der vergangenen Jahrhunderte" würdigen. Allein dieses weit gefassten Inhalts wegen ist das Denkmal problematisch: Warum müssen 1989 und 1848 unbedingt zusammen abgehandelt werden?

Dass das Denkmal in Berlin stehen soll und nicht in Leipzig oder Dresden, darüber hat das Parlament bereits entschieden. Über den Standort des Denkmals sollte Neumann aber noch einmal gründlich nachdenken.

Denn der Steinsockel auf der Schlossfreiheit, auf dem von 1897 bis 1949 ein von Löwen und Adlern umringter Kaiser Wilhelm I. stand, ist kein passender Ort dafür. Nicht nur der obrigkeitsstaatlichen Tradition des Ortes wegen - schließlich war das Reiterstandbild das zentrale Nationaldenkmal des Deutschen Reiches. Vor allem wäre ein Denkmal an dieser Stelle frontal auf das barocke Stadtschlossportal des Humboldt-Forums ausgerichtet, das ab 2015 den Schlossplatz zieren soll. Und im Hintergrund grüßt der Berliner Dom.

Wie soll sich inmitten dieser Kaiserzeitsymbolik der Eindruck von Einheit und Freiheit entfalten? Dann lieber der Pariser Platz mit den Botschaften der Alliierten, der vereinigten Akademie der Künste - und dem geläufigsten Symbol des Mauerfalls, dem Brandenburger Tor. Hier verlief die Grenze zwischen BRD und DDR, hier feierten jubelnde Massen die Maueröffnung. Wenn schon der Einheit gedacht werden soll, dann dort - und nicht zwischen preußischen Kulissen.

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