Bürgerverein erlangt Rederecht

Bürger des Gleimviertels beschweren sich in der Bezirksverordnetenversammlung über Baumfällungen

Einen kleinen Erfolg kann der Bürgerverein im Gleimviertel immerhin verbuchen: Am Mittwoch finden die Anwohner, die in den vergangenen Tagen gegen die Baumfällungen in Prenzlauer Berg protestiert haben, endlich Gehör in der Bezirksverordnetenversammlung. Für viele der Bäume wird es allerdings zu spät sein: Fast 30 von 60 Traubenkirschen, die laut Amt für Umwelt und Naturschutz von Wurzelfäule befallen sind, werden bis dahin gefällt worden sein.

Nun wollen die Baumfreunde die Bezirksverordnetenversammlung, bei der auch der von ihnen kritisierte Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD) anwesend sein wird, zu einer Aussprache nutzen. „Wir wollen nicht, dass die Situation dort eskaliert, aber wir hoffen auf eine harte, sachliche Diskussion“, sagt Thomas Loew vom Bürgerverein Gleimviertel.

Bereits nach dem ersten Gutachten für das Grünflächenamt vom Herbst 2007 über den schlechten Zustand der Bäume fühlten sich die Bürger übergangen. „Wir wollen am Mittwoch über diesen Kommunikationsstopp der letzten Zeit reden. Es ist wichtig, dass die Bürger bei solchen Entscheidungen mit einbezogen werden“, so Jacqueline Röber vom Bürgerverein.

In einer Sache immerhin hat sich der Bezirk lernfähig gezeigt: Vorigen Donnerstag in der Ystaderstraße war ein Baum mit Vogelnest völlig entblättert worden – seine Fällung konnten die Baumschützer erst in letzter Minute verhindern. Einen Tag später in der Gaudystraße verschonte das Amt dann von sich aus einen Baum mit Nest.

Grundsätzlich hält Köhne aber an den Fällungen fest: „Es gibt Dinge, wo es keine demokratischen Entscheidungsrechte gibt.“ Am Freitag, zum Tag des Baumes, pflanzte er von Pfiffen begleitet eine Robinie in der Pradelstraße. „Ich mache das jedes Jahr. Das hat nichts mit dem Fall zu tun.“ MICHELLE ZIEGELMANN