Moschee unter Polizeischutz

Die umstrittene Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde in Pankow ist fast fertig. Die Polizei rechnet allerdings weiter mit Störungen und patrouilliert regelmäßig

In wenigen Wochen ist es so weit: Zwischen Fischgroßhandel und Kentucky Fried Chicken gelegen, soll die umstrittene Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde in Pankow eingeweiht werden. Zu der von „Muslim TV Ahmadiyya“ weltweit übertragenen Feier werde am 18. Oktober auch der in London residierende Kalif erwartet, erzählt Hausmeister Isa Musa Menzel beim Rundgang durch den Neubau der als konservativ geltenden Gemeinde.

Zwei Etagen hat die Moschee: Im Gebetsraum für die Männer im Erdgeschoss liegen die bereits gelieferten Teppiche noch unausgepackt in Rollen auf dem Betonboden. Im „Wuhdu“-Raum sind die Becken für die rituellen Waschungen erst teilweise eingebaut. Der Trakt für die Frauen eine Etage höher ist über einen separaten Eingang zu erreichen. Einen Aufzug gibt es nicht, sollte jedoch mal eine Frau im Rollstuhl kommen, werde man sich etwas einfallen lassen, verspricht der Konvertit mit dem sächsischen Akzent, um im Anschluss daran auf die Schönheit der Stufen hinauf in den Kuppelraum hinzuweisen.

Bundesweite Beachtung

Glaubt man den Männern auf der Baustelle, scheint es ruhig geworden zu sein um den bundesweit beachteten Moscheebau. Im Pankower Stadtteil Heinersdorf habe man sich an das Projekt gewöhnt, urteilt der Stellvertretende Bauleiter Mustafa Stefan Bauch. Der Westberliner ist vor 15 Jahren zum Islam übergetreten. Jetzt sei das Gebäude nun einmal da, da nütze der Protest nichts mehr. Er fügt dann aber hinzu: „Wir haben eine Gegnerschaft – wo Licht ist, ist auch Schatten.“

Insgesamt sieben Zwischenfälle hat die Polizei in den vergangenen zweieinhalb Jahren gezählt. Zuletzt war im Juli die Kuppel mit SS-Runen beschmiert worden. Alle ein bis zwei Stunden patrouilliert die Polizei an der Baustelle. Immer wieder würden zudem die Türschlösser verklebt, berichtet das Gemeindemitglied Ahmad Qadeer und sieht das als Kleine-Jungen-Streiche.

Die Polizei hingegen kann „nur im geringen Maß eine Abschwächung der öffentlichen Kontroverse“ erkennen. Mit weiteren „Störungen und Sachbeschädigungen von Unzufriedenen einschließlich von Personen der rechten Szene“ sei zu rechnen, erklärt Pressesprecher Frank Millert.

Bislang nicht durch Gewaltaktionen aufgefallen ist die Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger, die mit massiven Protesten an die Öffentlichkeit tritt. Ihr Büro hat sie gleich neben der Moschee bezogen. Der insgesamt 80 Mitglieder starke Verein werde auch zur Eröffnung wieder demonstrieren, kündigt der Vorsitzende Joachim Swietlik an. „Das Unrecht ist jetzt Stein geworden.“ Kritik übt Swietlik vor allem an den aus seiner Sicht fundamentalistischen Tendenzen der Ahmadiyya-Gemeinde.

Er bezeichnet sie als „ultrareligiöse Sekte“ und kritisiert die „frauenfeindlichen“ und „totalitären“ Strukturen. Anders sieht es Friedemann Eißler von der Evangelischen Zentrale für Weltanschauungsfragen. Die Bewegung, die 1974 durch einen Beschluss des pakistanischen Parlaments aus dem Islam ausgeschlossen wurde, zeichne vor allem ihr Pazifismus aus. Sie sei sehr missionarisch eingestellt und pflege das „traditionelle islamische Frauenbild“.

Frauen zahlten

„Wir sind eine spirituelle Gemeinde“, sagt Mustafa Stefan Bauch und erzählt, dass die „Ahmadiyya Muslim Jamaat“ bundesweit jährlich fünf neue Moscheen für ihre rund 30.000 Mitglieder errichten wolle. Der bis zu 1,6 Millionen Euro teure Bau in Berlin sei sogar allein von den Frauen finanziert worden. Von Mission könne keine Rede sein. Die Gemeinde sei auch offen für Christen und Juden zum Gebet. Ob dies eintrifft, bleibt abzuwarten. Noch rechnet die Polizei jedenfalls mit weiteren Straftaten. Daher müsse die „Objektschutzmaßnahme“ auch nach der Eröffnung weiter beibehalten werden.

Barbara Schneider, EPD