Klimawandel schafft zusätzlichen Arbeitsplatz

An der TU Berlin hielt Ottmar Edenhofer seine Antrittsvorlesung als Professor für die Ökonomie des Klimawandels. Die Professur ist nach Meinung von Grünen-Politiker Michael Schäfer eine „Riesenchance“ für die gesamte Region

Wenn ein Minister an einer Universität vorbeischaut, darf das Anliegen kein geringes sein. Es muss mindestens um die Zukunft des Landes gehen, besser noch um die Zukunft der ganzen Menschheit – wie im Falle der Vorlesungsreihe zur „Ökonomie des Klimawandels“, die am Mittwoch an der Technischen Universität (TU) eröffnet wurde – in Anwesenheit von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD).

Auf dem weltweit ersten Lehrstuhl zum Thema Kosten des Klimawandels forscht Ottmar Edenhofer seit Juli an der TU. Der Ökonom ist gleichzeitig stellvertretender Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Der 47-Jährige ist außerdem Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Vermeidung des Klimawandels“ beim Weltklimarat. So wird mit seiner Person von Berlin aus auch der nächste Bericht des Weltklimarats und damit der kommende Weltklimagipfel vorbereitet.

Edenhofer gilt als Verfechter eines transatlantischen und weltweiten Emissionshandels, den er unter dem Begriff des „New Deal“ propagiert. Wie der internationale Handel mit den Emissionsrechten in der Zukunft geregelt werden kann, soll ein Schwerpunkt der Forschung werden. Außerdem geht es darum, Lösungswege zu finden, um Emissionen in Ländern wie China, Indien, Europa und den USA zu mindern, also energieeffizienter einzusetzen. Gefördert wird die Professur vom PIK und der Michael Otto-Stiftung, die sich mit einer halben Million Euro beteiligt.

„Die TU ist für die anstehenden Aufgaben das geeignete Labor“, sagt Edenhofer. Denn um globale Strategien sowohl für Energieversorgung als auch Klimaschutz und Wirtschaftswachstum zu entwickeln, müssten die verschiedensten Forschungsfelder zusammengeführt werden: Ökonomie, Mathematik, Umweltwissenschaften, Verkehrs- und Energietechnik, wie sie an der TU vertreten sind.

Doch nicht nur für die Berliner Universität kann die „Ökonomie des Klimawandels“ einen Gewinn bedeuten, auch die Stadt und die gesamte Region könnten davon profitieren, meint Michael Schäfer, Sprecher für Verbraucherschutz und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen. Er sieht in der Professur einen „guten Anfang für Berlin, um noch mehr Unternehmen anzulocken, die sich erneuerbaren Energien widmen“. Bereits jetzt sei Berlin-Brandenburg nach Freiburg die Region mit den meisten Unternehmen in diesem Bereich. „Das weiter zu stärken ist eine Riesenchance“, sagt Schäfer.

In der Region arbeiten inzwischen laut Zukunftsagentur Brandenburg rund 15.000 Menschen in der Energietechnologie. In Brandenburg sind inzwischen 1.600 Arbeitsplätze in der Branche erneuerbare Energien entstanden. Alleine in der Solarenergietechnik hat die Hauptstadtregion 5.000 neue Jobs geschaffen. 40 Prozent aller Photovoltaikmodule werden inzwischen hier hergestellt.

Praxisbeispiele, dass Klimaschutz nicht nur ein Umwelt-, sondern auch ein Wirtschaftsthema ist, gibt es für die Studenten von Edenhofer damit zuhauf – und direkt vor der eigenen Haustür. GRIT WEIRAUCH