Ärger um Engelhöfe

Ehemaliger Mauerstreifen in Kreuzberg soll bebaut werden – zu eng und zu hoch, kritisieren Anwohner

Bis vor Kurzem hieß die Brache zwischen Dresdener Straße, Waldemarstraße und Legiendamm noch „Engelhöfe“. Nun hat der Investor, die BWD Objektgesellschaft, sie in „Engelgärten“ umbenannt. „Grün wird hier allerdings nur noch wenig sein, wenn die Gebäude erst mal stehen“, ärgert sich Jochen Baumann, ein Sprecher der Anwohnerinitiative Engelhöfe.

Fünf Neubauten sollen hier auf dem ehemaligen Mauerstreifen entstehen. Mit der Bebauung des Blockrands haben die Anwohner kein Problem. Wohl aber mit der „massiven Verdichtung“ des Innenhofs. „Ausgerechnet am Mauerstreifen werden Häuser wieder eingemauert“, sagt Baumann. Der Abstand zu den Grundstücksgrenzen am Legiendamm betrage nur drei bis vier Meter – bei einer Haushöhe von 19 bis 25 Metern. Die Anrainer befürchten verschattete, dunkle Wohnungen und wegen des Schalleffekts eine erhebliche Lärmbelästigung.

Dass diese Innenraumverdichtung überhaupt möglich ist, liegt zum einen an der neuen Bauordnung für Berlin von 2006. Darin wurde der Mindestabstand von Wohngebäuden zur Grundstückgrenze auf drei Meter herabgesetzt. Zuvor musste ein Gebäude so viel Abstand von der Grenze halten, wie es hoch war. Dass die Neuregelung zu einer „wohnunverträglichen Bebauungsdichte“ führt, sieht inzwischen auch die Bezirksverordnetenversammlung von Berlin-Mitte. Sie setzt sich mit Verweis auf die Engelgärten für die Wiedereinführung der alten Abstandsflächen ein.

Zum anderen hatte der Bezirk für das Gebiet zwar schon in den 1990er-Jahren einen Bebauungsplan aufgestellt, der nur eine Blockrandbebauung vorsah. „Er hat sich aber nicht darum gekümmert, dass der auch rechtsverbindlich wurde“, kritisiert Baumann. „Nun können Investoren bis zum Anschlag planen und bauen.“ Ähnliches ist für die übrigen Freiflächen auf dem Mauerstreifen zu befürchten. „Auch für die gibt es keine rechtsgültigen Bebauungspläne“, bestätigt Ephraim Gothe, Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung in Mitte. „Wir sehen hier großen Handlungsbedarf, 2009 liegt viel Arbeit vor uns“, so Gothe.

Laut Roland Budimtschitsch, Geschäftsführer der die Engelgärten vermarktenden Vertriebsgesellschaft Budiro, beginnen die Baumaßnahmen im März 2009. Einige Anwohner und eine Eigentümergemeinschaft haben Klage gegen die Umsetzung des Projektes eingereicht. KRISTINA SIMONS