Sparen bei der Jugend

KLUBS 300 Menschen protestieren vor dem Jugendhilfeausschuss in Kreuzberg

Die Jugend Berlins schaut auf Friedrichshain-Kreuzberg. Hier wurde am Dienstagabend im Jugendhilfeausschuss die Zukunft der Jugendarbeit diskutiert. Bisher betreiben die meisten Bezirke viele Jugendklubs noch selbst. In Friedrichshain-Kreuzberg könnte damit bald Schluss sein: Freie Träger sollen die Regie in den Freizeiteinreichtungen übernehmen. 300 Personen demonstrierten vor der Sitzung gegen die Pläne. Ähnliche Vorschläge werden auch in allen anderen Bezirken diskutiert. In Lichtenberg sind die Klubs sogar schon komplett in freier Hand.

Grund für die Pläne in Friedrichshain-Kreuzberg sind Sparvorgaben des Senats. Das Jugendamt des Bezirks soll mit 2 Millionen Euro weniger auskommen. Die Bezirksstadträtin für Jugend, Monika Herrmann (Grüne), sieht Sparpotenziale bei der Berufshilfe, der Familienförderung – und den Jugendklubs. 10 Einrichtungen sind noch kommunal betrieben, mit 55 Mitarbeitern.

Diese fürchten nun, die Qualität der Jugendarbeit werde leiden. „Ein freier Träger wird das Angebot reduzieren und den Mitarbeitern weniger zahlen“, sagte ein Mitarbeiter des Regenbogenhauses in Friedrichshain der taz. „Das Fachpersonal wird weggehen, da werden Strukturen zerstört.“ Für Kinder und Jugendliche seien Betreuer nicht so einfach austauschbar.

Willkommener Protest

Bezirkstadträtin Herrmann verteidigt den Schritt. „Wir haben uns für den Weg entschieden, der die geringsten Auswirkungen auf die Jugendarbeit hat“, sagte Herrmann. Den Schwarzen Peter schiebt sie dem Senat zu: Die Landespolitik solle sich um Kinder und Jugendliche kümmern. Deswegen begrüßt sie den Protest: „Je mehr kommen, desto mehr bin ich legitimiert, dem Senat zu sagen, dass die Jugend nicht zum Kürzen freigegeben ist.“

In Friedrichshain-Kreuzberg sind neben den 10 kommunalen Jugendklubs schon 25 in freier Trägerschaft und 6, die in Kooperation von Bezirk und privaten Anbietern betrieben werden. Zum 1. Juli 2010 – und nicht, wie bisher bekannt, zum 1. Januar – sollen auch die 10 letzten bezirklichen Klubs an freie Träger gehen. BASTIAN BRINKMANN