Berliner gegen rechtes Einkaufsparadies: Thor von Arabien

700 Linke protestieren gegen einn Laden in Berlin-Friedrichshain, der "Thor Steinar"-Klamotten verkauft. Doch das Label soll einem Araber gehören - und nun sind auch die Rechten sauer.

Klare Botschaft Bild: AP

Die Proteste nehmen kein Ende - sondern zu: Bei einer "Kiezparade" in Friedrichshain haben am Samstag laut Polizei etwa 700 Menschen gegen den Bekleidungsladen "Tromsø" demonstriert, in dem Klamotten der bei Rechten beliebten Marke "Thor Steinar" verkauft werden. Die Organisatoren hatten mit lediglich 200 Teilnehmern gerechnet. Es war bereits die dritte Kundgebung gegen das umstrittene Geschäft seit der Eröffnung vor drei Wochen.

Die Demonstranten trafen sich am Mittag am Boxhagener Platz und zogen zu dem Geschäft in der Petersburger Straße, wo die Veranstaltung gegen 16.30 Uhr endete. Auf Schildern waren Aufschriften wie "Kein Bock auf Nazis" und "Lieber nackt als Thor Steinar" zu lesen. Zu dem erneuten Protest hatte die "Initiative gegen Rechts Friedrichshain" aufgerufen; daneben beteiligten sich Gruppen wie die Hedonistische Internationale (HI) und die Antifa Friedrichshain sowie Vertreter der Linken und der Grünen.

Der Polizei zufolge blieb die Veranstaltung friedlich - anders als noch vor einer Woche. Damals stürzten Protestierer bei den sogenannten Freiraum-Aktionstagen am Frankfurter Tor einen Polizeiwagen um; außerdem wurden die Scheiben eines Fastfood-Restaurants zerstört. Am Wochenende zuvor hatten laut damaligem Veranstalter 2.000 Menschen gegen das Ende Februar eröffnete Geschäft demonstriert.

Dem Laden droht indes ohnehin das Aus. Der Vermieter hat den Vertrag mit der Skytec Outlets GmbH fristlos gekündigt, da er sich arglistig getäuscht sah, wie Jan Bamberger von der Hausverwaltung sagte. Der Marke "Thor Steinar", die wegen ihrer früheren Symbolik vor allem in der rechten Szene beliebt ist, drohen darüber hinaus empfindliche Umsatzeinbußen: Nach Medienberichten und Blogs ist bei dem Label Ende vergangenen Jahres ein arabischer Investor eingestiegen, die Rechten fühlten sich nun getäuscht.

Hinter "Thor Steinar" steckt die Firma Mediatex aus Königs Wusterhausen. Laut dem Handelsregister des Amtsgerichtes Potsdam ist als Geschäftsführer nicht mehr nur Uwe Meusel, sondern auch der in Dubai geborene Mohammed M. Aweidah aufgeführt. Ein Gerichtssprecher bestätigte der Süddeutschen Zeitung, dass entsprechende Dokumentkopien im Internet echt seien. Weitere Änderungen im Handelsregister seien beantragt. Uwe Meusel habe inzwischen die Geschäftsführertätigkeit niedergelegt, sagte der Sprecher weiter. Als Gesellschafter fungiere inzwischen die International Brands General Trading mit Sitz in Dubai, Geschäftsleiter sei Faisal al Zarooni. Der Berliner Morgenpost sagte Meusel, das Unternehmen wolle nun weltweit expandieren und in Deutschland 20 weitere Geschäfte eröffnen.

"Bei den Neonazis könnte es bald zu Kleider- statt Bücherverbrennungen kommen", feixte prompt ein Schreiber im "NPD-Blog.Info". In rechtsextremen Foren werde bereits zum Boykott der Marke aufgerufen. Geschäftsführer Meusel habe seine Klientel - die rechten Käufergruppen - verraten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.