DGB-Chef Sommer in Bremen und keiner hört zu: Am 1. Mai wird Protest gefeiert

MAIFEIER Zwei Protestkulturen präsentierten sich an Domshof und Marktplatz

Feiertagslaune auf dem Domshof - der DGB-Chef spricht im Hintergrund Bild: kawe

"Klassenkampf statt Wahlkampf" forderten einige Transparente im Bremer 1. Mai-Umzug. Rund 3.000 Menschen waren auf den Domshof gekommen, um den DGB-Bundesvorsitzenden Michael Sommer zu hören. Der sprach sich gegen eine Lösung der Krise zulasten der Arbeitnehmer aus und lieferte mit seiner Rede den üblichen akustischen Hintergrund für angeregte Gespräche, Bier- und Würstchen-Konsum auf dem Domshof. Während die Vertreterin der DGB-Jugend den Kapitalismus am Boden gesehen hatte, wollte der DGB-Vorsitzende die Profiteure stärker besteuern. Die vorderen Reihen klatschten bei beiden Aussagen eifrig Beifall.

Grüne und SPD verteilten derweil ihr Propagandamaterial für den Europawahlkampf. Die Partei die Linke isolierte sich unter roten, als "Schutzschirmen für Menschen" markierten Regenschirmen. Der Rest war heillos zerstritten. Marxistische Splittergrüppchen aller Couleur feindeten einander an, Kurdische Interessenvertreter blieben - von der Außenwelt unverstanden - unter sich, dazwischen und dahinter Gewerkschaftsblöcke von denen nicht wenige Mitglieder vor der Demo noch einen Kurzstopp zum Frühschoppen eingelegt hatten. Viele der Kundgebungsteilnehmer forderten auf knallroten Pappen "Klassenkampf statt Wahlkampf".

Auf dem Marktplatz sammelten sich nach der Kundgebung die Vertreter des alternativen Euro-May-Aufrufs unter Luftballons. Mit einer bunten Protestkultur machten sie auf Anliegen aufmerksam, die nicht durch Gewerkschaften vertreten werden. Migranten und Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen etwa. Samba-Trommler in Glitzer-Kleidung heizten den rund 500 Teilnehmern der "Parade" ein. Nicht wenige Demonstranten trugen Perücken und hatten sich als Superhelden verkleidet. In sprechblasenform geschnittene Schilder zum selber Beschriften wurden verteilt, mit denen Mensch sein eigenes Wort ergreifen sollte. Das einen Mindestlohn fordernde Transparent zierte hier nicht ein Parteilogo sonder ein Teller Linsensuppe. "Die Euro-May-Parade" begreift sich nicht als Konkurrenz zur 1.-Mai-Demo der Gewerkschaften, sondern als Zuspitzung und Erweiterung", heißt es in dem Aufruf.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.