Nazi-Anschlag auf Infoladen

Rechtsextreme sprühen SS-Runen an die Fassade und werfen Fensterfront mit Pflastersteinen ein

Rechtsradikale haben in der Nacht zum Dienstag die Scheiben des linken Infoladens im Viertel eingeworfen. Mit Pflastersteinen wurde die gesamte Fensterfront des Hauses an der St. Pauli-Straße zerstört. Die Täter sprühten „SS“ sowie „Combat 18“ an die Fassade des Hauses. Als „Combat 18“ bezeichnet sich der militante Teil des verbotenen Neonazi-Netzwerkes „Blood & Honour“.

„Wir haben solche Angriffe mit schöner Regelmäßigkeit etwa alle sechs Monate“, sagte ein Mitarbeiter des Ladens. Der Trägerverein des Infoladens erstattete wegen des Angriffs Anzeige bei der Polizei. Ob die Ermittlungen wegen der Nazi-Schmierereien vom Staatsschutz geführt werden, konnte ein Sprecher der Bremer Polizei am Dienstag noch nicht sagen. Der Infoladen dient als Treffpunkt für Veranstaltungen antifaschistischer Gruppen und beherbergt seit vielen Jahren das „Archiv der sozialen Bewegungen“.

Dem Infoladen zufolge stellt der Angriff auf den Laden keinen Einzelfall dar. In einer Erklärung zu dem Anschlag heißt es: „Neonazis treten in Bremen immer wieder in Erscheinung, sei es in Form von Übergriffen bei Fußballspielen, Angriff auf linke Veranstaltungen oder auf Menschen, die nicht in ihr faschistisches Bild passen.“ Vor einem Monat wurde ein Obdachloser, der im Eingangsbereich des Infoladens schlief, zweimal kurz hintereinander von Unbekannten angegriffen. Durch Messerstiche erlitt er beim zweiten Mal lebensgefährliche Verletzungen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt seither wegen versuchten Mordes.

Seit einem Monat macht die Antifa mit der „Ladenschluss“-Kampagne gegen Geschäfte der Bremer Nazi-Szene mobil. In Flugblättern weisen sie darauf hin, dass in zwei als „Sportgeschäften“ firmierenden Bremer Läden, einer davon im Faulenquartier, „einschlägige Nazi-Marken“ vertrieben werden. Dort werde „rechtsradikale Propaganda betrieben“, zudem finanziere die rechte Szene so ihre Aktivitäten. Christian Jakob