Klinikum Mitte meldet: „Schluss mit lustig“

Neue Klinik-Leitung will drastisch Personal abbauen, um die Bremer Kliniken aus den roten Zahlen herauszuführen

Unter der Überschrift „Schluss mit Lustig“ hat der Betriebsrat des Klinikums Bremen-Mitte gestern berichtet, dass nach Auffassung der neuen Leitung das Klinikum im Bundesvergleich zehn Prozent zu viel Personal habe. 60 Vollzeitstellen, das sind rund 100 Mitarbeiter, sollen noch dieses Jahr aus der Lohnbuchhaltung heraus, 50 Vollzeitstellen sollen in 2009 gestrichen werden. MitarbeiterInnen mit befristeten Verträgen hätten schon die Mitteilung erhalten, dass sie nicht verlängert würden, kein Auszubildender würde übernommen. Alle patientenfernen Service-Bereiche sollen zudem direkt bei der Holding Gesundheit-Nord für alle vier Kliniken zentralisiert werden.

Peter Erlanson, Betriebsrat im Klinikum Links der Weser, meinte dazu, die neue Klinikleitung habe offenbar kein Klinikkonzept. Ihre Unternehmensphilosophie beschränke sich darauf, Personal- und Sachkosten reduzieren zu wollen. „Eine Klinikreform, die nur nach finanziellen Zielvorgaben verfährt, verliert das Wohl von Personal und Patienten aus dem Blick und ist somit zum Scheitern verurteilt.“

Holding-Chef Diethelm Hansen hatte gestern auf einer Pressekonferenz mitgeteilt, dass die kommunalen Bremer Kliniken insgesamt 12 Prozent mehr Personal hätten als der Bundesdurchschnitt aller Kliniken. Rund 950 Stellen müssten abgebaut werden, bis 2015 müsse die Zahl der Betten um fast 15 Prozent – das sind 400 Betten – reduziert werden, kleine Stationen sollten zusammengelegt werden. Bei den Personalkosten würden damit mehr als 30 Millionen Euro im Jahr gespart – und die Kliniken in die schwarzen Zahlen bringen. Der „größte Teil“ der Rationalisierungsmaßnahmen könne unabhängig von dem geplanten Neubau in Bremen-Mitte realisiert werden, der werde weitere Einsparungen bringen. Die Finanzierung des Neubaus könne so gesichert werden. Wenn nicht sofort gehandelt würde, erklärte Hansen, würden sich jährliche Defizite zwischen 10 und 26 Millionen Euro anhäufen. Hansen beschrieb die Lage so: „Wenn wir nicht sofort reagieren, werden wir die rasante Talfahrt nicht stoppen können.“

Differenzierte Daten für die einzelnen Kliniken konnte und wollte Hansen nicht vorlegen. Die Umsetzung des Personalabbaus werde allerdings nach spezifischen Benchmark-Betrachtungen umgesetzt, versicherte er. Festlegungen, bei welcher Klinik wie viel Personal abgebaut werden müsse, gebe es nicht.

Er wolle nicht bewerten, was in der Vergangenheit passiert ist, meinte Hansen, aber im Vergleich zu vielen anderen Kliniken in Deutschland, die rentabel arbeiteten, sei offensichtlich „in den letzten Jahren nicht stringent genug gehandelt“ worden in Bremen. kawe