Rückholung von 1.300 Fässern möglich

Eine Studie attestiert, dass man zumindest einen Teil der radioaktiv verstrahlten Fässer aus dem Pannen-Endlager Asse herausholen könnte. Außerdem soll die Asse mit Salz und Beton vor dem endgültigen Einsturz bewahrt werden

Seit Jahren fordern Anwohner und Kritiker des Pannenendlagers bei Wolfenbüttel: Raus mit dem Müll aus der Asse. Offenbar soll nun wenigstens ein Teil der 126.000 radioaktiv verseuchten Fässer aus dem ehemaligen Bergwerk zurückgeholt werden. „Die Rückholung ist technisch machbar, es gibt ein Konzept, die mittelaktiven Abfälle herauszuholen“, sagte Ulrich Kleemann vom künftig für den Betrieb der Asse zuständigen Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) am Freitag bei einer Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung in Braunschweig.

Das BfS soll ab Januar den Betrieb der Asse übernehmen und die Schließung nach Atomrecht vorbereiten. Kleemann sprach von einer „riesigen Herausforderung“. Ein Gutachten bestätige die Rückholbarkeit der rund 1.300 mittelstark strahlenden Fässer, sagte der Endlager-Fachmann des BfS. Konkret geht es um 150 Kilogramm Uran, drei Kilo Thorium und 600 Kilogramm Plutonium.

Was mit dem großen Rest des viel schwieriger zugänglichen Mülls passiert, muss noch erforscht werden. Grundsätzlich halten die BfS-Experten es offenbar für möglich, den schwach Wärme entwickelnden Müll herauszuholen. Auch diese Fässer wurden zwischen 1967 und 1978 in der Asse eingelagert. Allerdings wurden sie fast wie Hausmüll behandelt und liegen kreuz und quer unter Salz verschüttet. Die Art der Einlagerung habe ihn „besonders erschüttert“, betonte Kleemann. Nach Aussagen von Mitarbeitern seien die Fässer nicht nur in das damalige Forschungs-Bergwerk gekippt, sondern auch „durch Teleskopbagger Fässer in die Kammern hineingedrückt worden“. Eine Rückholung des schwach strahlenden Mülls erscheint dem BfS derzeit sowohl teuer als auch gefährlich für die Asse-Mitarbeiter. Es handelt sich um 124.490 Fässer mit 102 Tonnen Uran, 87 Tonnen Thorium und elf Kilo Plutonium.

Der scheidende Betreiber, das Helmholtz-Zentrum München, hatte bislang eine recht kostengünstige Flutung mit einer Magnesiumchloridlauge der eventuell schon ab 2014 einsturzgefährdeten Asse favorisiert. Das ist bei Atomkritikern und Anwohnern umstritten. Sie fürchten, dass sich über die Lauge Radioaktivität ausbreiten und eines Tages die Erdoberfläche erreichen könnte.

Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel indes forderte in Braunschweig erneut, alle Fässer aus der Asse zu bergen. Damit dafür ein Zeitfenster entsteht, sollen Abbaukammern in dem ehemaligen Bergwerk mit Salz und Beton stabilisiert werden. „Das ist die Voraussetzung dafür, dass man überhaupt eine Option bekommt“, sagte Peter Jordan. Der Bauingenieur aus Bochum hatte die Verfüllung von rund 60 Asse-Kammern mit Salzgrus und Beton vorgeschlagen. Kosten: etwa 20 Millionen Euro. Diese Maßnahme könnte das Bergwerk etwa zehn bis 15 Jahre lang stabilisieren, hatte Jordan in einem vom BfS begrüßten Gutachten prognostiziert. In das Bergwerk sickernde Laugen destabilisieren die Asse: „Die Laugenzuflüsse sind das Problem“, betonte Jordan. „Wenn ihnen das absäuft, dann gibt es nichts mehr.“

KAI SCHÖNEBERG