Wenn bei Daimler alle Räder still stehen

Mercedes-Absatz sank schon vor der Finanzkrise – als Folge der CO2-Debatte. In den Herbstferien stand die Produktion

„Daimler macht fünf Wochen dicht“, titelte gestern die BILD-Zeitung. „Alles quatsch“, sagt dazu der Bremer Daimler-Betriebsrat Uwe Werner. Erstens seien es nur vier Wochen und „außerdem haben wir das im Sommer verhandelt“.

Schon am 29. Juli hatte der Betriebsrat der Belegschaft mitgeteilt, dass er wegen erheblicher Auftragseinbrüche einer Reduktion der Produktion zugestimmt hatte. In den beiden Wochen der Herbstferien stand die gesamte Produktion der Sportwagen SL und SLK still. Auch vom 8. Dezember bis zum 5. Januar sollen diese Produktionsstraßen nicht laufen – die Zeit soll für Umbauarbeiten genutzt werden.

Der Absatzrückgang im Sommer war mit den hohen Sprit-Preisen begründet worden und damit, dass Daimler von der CO2-Diskussion überrascht wurde. Man habe „zu spät“ in Umwelttechnologie investiert, meint auch der Bremer Betriebsrat Werner. Zum Beispiel gibt es eine „Start-Stop-Technik“, die dafür sorgt, dass etwa beim Abbremsen vor Ampeln der Motor automatisch abschaltet und erst bei der Berührung des Gaspedals wieder anspringt. Die Technik ist da, eingebaut wurde sie bisher nicht. Auch „Hybrid-Motoren“, die die Brems-Energie speichern, gibt es in Bussen anderer Hersteller – bei Daimler hingegen lag die Technik bisher im Panzerschrank.

Für die Produktion der C-Klasse fallen die Rückgänge bisher geringer aus. Während die Leiharbeiter die flexible Reserve für solche Zeiten der Produktionsdrosselung sind, gilt für die fest bei Daimler Beschäftigten ein „Arbeitszeitkonto“: Bis zu 150 Stunden können da als Über- oder Fehlstunden angeschrieben werden – auf einen Zeitraum von drei Jahren. Wer die 150 Stunden voll hat, kann nur noch Urlaub anmelden oder muss Lohneinbußen hinnehmen.

Die Folgen der Finanzkrise kommen nun zu dem alten Absatzproblem hinzu. Wie es im kommenden Jahr weitergeht, ist derzeit nicht absehbar, sagt Betriebsrat Uwe Werner. kawe