Raus aus dem Westen

Das Kino 46 ist nur bis Jahresmitte abgesichert. Die Kulturbehörde möchte das Kommunalkino aus Walle holen. Seine Macher aber wehren sich gegen eine Kooperation mit Multiplexkinos

von JAN ZIER

Das böse Wort von einer Schließung des Kino 46, das dieser Tage in den Medien schon zu lesen war, macht zwar zu unrecht die Runde. Dennoch ist die Zukunft des Bremer Kommunalkinos ungewiss. Es ist nur bis Jahresmitte finanziell abgesichert, bestätigte Kultur-Staatsrätin Carmen Emigholz (SPD) gestern. Weitergehende Zusagen könnten aber bislang nicht gemacht werden. Wie und wo es danach für das, im Medienzentrum in der Waller Heerstraße 46 beheimatete, Kino weiter geht, ist unklar. Die Verhandlungen – etwa mit dem als filmaffin bekannten und aus Bremen stammenden Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) – dauern an. Auch beim Bund sind Fördertöpfe für Kommunalkinos angesiedelt.

Ursprünglich wollte Emigholz bereits „im Februar“ ein neues Konzept für das Kino 46 und das Medienzentrum vorstellen. Man wolle die kulturellen Inhalte und die Arbeit des Kommunalkinos weiterhin absichern, heißt es aus der Kulturbehörde. Aber wohl mit weniger Geld als bisher. Noch im abgelaufenen Jahr bekam das Kino 46 alles in allem rund 660.000 Euro aus dem Haushalt – darin enthalten sind laut Kino 46 neben den Personal- und Bewirtschaftungskosten auch Filmfördergelder und Leihgebühren. Die BesucherInnenzahlen lagen in den vergangenen Jahren bei rund 25.000 bis 30.000 pro Jahr.

In Frage gestellt wird in der Kulturbehörde vor allem der bisherige Standort im Bremer Westen – das Zielpublikum wohnt eher im Osten der Stadt. Zwar wollte der Radio Bremen-Intendant Heinz Glässgen das Medienzentrum mit an den neuen Standort im Faulenquartier holen. „Das hätten wir auch gerne gemacht“, sagt Schmid – doch scheiterte die Lösung an den doppelt anfallenden Mietkosten: Das Medienzentrum hat in Walle einen Mietvertrag bis 2011. „Wir dachten, wir könnten zumindest bis dahin hier weitermachen“, sagt Alfred Tews vom Kino 46.

Danach sieht es derzeit nicht aus. In der Diskussion ist dabei auch eine Kooperation mit einem der drei bremischen Multiplex-Kinopaläste. „Das ist durchaus vorstellbar“, sagt Cinemaxx-Sprecher Arne Schmidt. Man sei „gesprächsbereit“, konkrete Verhandlungen gebe es jedoch bislang noch nicht.

Im Kino 46 ist man da völlig anderer Meinung. „Wir können uns das gar nicht vorstellen“, sagt Karl-Heinz Schmid, der „ganz entschieden“ gegen eine Unterbringung des Kommunalkinos an einer anderen, bestehenden Spielstätte votiert. Nicht nur, weil er dort eine auf das Nachmittags- und Vorabendprogramm beschränkte Randexistenz fürchtet, lieber „autonomes Programm“ machen und keine Werbung zeigen will. Auch technisch sei diese Lösung „relativ diffizil“, weil die Multiplexkinos nicht dafür ausgerüstet sind, etwa Stummfilme oder älteres analoges Filmmaterial abzuspielen. Das Problem ist zu lösen, sagt das Cinemaxx, aber man wolle „nur ungern“ technischen Rückschritt installieren.

Die Cinemaxx-Gruppe betreibt derzeit 45 Kinocenter mit 334 Leinwänden, machte 2007 allerdings mehr als drei Millionen Euro Verlust. Vor einigen Jahren schrammte die Kinokette knapp an einer Pleite vorbei. An drei ihrer Standorte gibt es eine Kopperation mit den Kommunalkinos bereits – und die Erfahrungen seien gut, sagt das Cinemaxx. Doch das ist nicht überall so: In Nürnberg etwa ist das Kommunalkino alsbald völlig entnervt wieder aus Deutschland größtem Kinokomplex ausgezogen.