Ein Fach, das kaum existiert

Eine Anhörung der Grünen diskutierte die Zukunft des häufig nicht angebotenen Faches „Biblische Geschichte“

Die Bilanz des Praktikers fällt düster aus, seit langem schon. „Katastrophal“ sei die Lage des Faches „Biblische Geschichte“ (BGU), sagt Manfred Spieß von der Uni Bremen, zugleich Vorsitzender des Aktionsgemeinschaft Biblische Geschichte/Religionskunde. 30 Jahre hat er das Fach selbst unterrichtet – ein „fast völlig heruntergewirtschaftetes“. Die Schulverwaltung hält er für „unfähig“, die Schulaufsicht für „hilflos“. Wenn jetzt die Grünen – die gestern eine breit angelegte Anhörung veranstalteten – einen für alle verpflichtenden und gleichberechtigt multikonfessionellen Unterricht über Religionen anstreben, dann findet Spieß das „hehr“. Doch sei die Bildungsbehörde damit „überfordert“.

Bremen ist das einzige Bundesland, in dem es BGU gibt, auf „allgemein christlicher Grundlage“, wie es in der Landesverfassung heißt. Eine Verengung, die schon das Judentum und den Islam ausschließt – und „nicht mehr zeitgemäß“ ist, wie der Grüne Hermann Kuhn sagt.

Zugleich bekommt, Schätzungen zufolge, mehr als die Hälfte aller SchülerInnen gar keinen BGU-Unterricht. Vor allem, wenn sie in Gesamtschulen oder Berufsschulen gehen. Renke Brahms, Schriftführer der Evangelischen Kirche, spricht deshalb von einem „permanenten Verfassungsbruch“. Bei der Bildungsbehörde heißt es, BGU werde von den Eltern „nicht eingefordert“, zudem erschwere die Eigenverantwortung der Schulen die Lage. BGU gilt nicht als „Mangelfach“, neue Lehrer werden von den Schulen kaum eingefordert und also nicht eingestellt, wiewohl viele gar keine qualifizierten Lehrkräfte haben.

Die christlichen Kirchen treten für eine Stärkung des bestehenden BGU ein. Der Grünen-Vorschlag birgt für Brahms die Gefahr „eines flachen Niveaus auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner“. Bei der Jüdischen Gemeinde steht man, ebenso wie beim Dachverband der Islamischen Gemeinschaften, einem gleichberechtigten, tiefgründigen und authentischen Religionsunterricht zwar grundsätzlich positiv gegenüber. Solange der aber nicht gewährleistet ist, bevorzugen sie individuellen Konfessionsunterricht. mnz