KOMMENTAR: KLAUS WOLSCHNER ÜBER WESER KURIER-STREIT
: Wo Pressefreiheit endet

Man stelle sich vor, in einem wichtigen Unternehmen der Stadt würden 60 Mitarbeiter allein wegen ihres Alters vor die Tür gedrängelt, einer von zwei Geschäftsführern würde von einem Tag auf den anderen an die Luft gesetzt und der halbe Aufsichtsrat würde das Handtuch werfen – das würde Schlagzeilen geben. Jede Bitte des Unternehmens, doch von einer Berichterstattung abzusehen, würde mit einem Hinweis auf die Pressefreiheit beschieden.

Nur eine Sorte von Unternehmen kann sich in einer weitgehend monopolisierten Medienlandschaft erlauben, solche Vorgänge als Privatsache der Besitzer zu behandeln: Medienunternehmen. Wobei die für die Öffentlichkeit wichtiger sind als entsprechende Vorgänge etwa in der Elektrizitäts - oder der holzverarbeitenden Industrie. Aber offenbar endet die Pressefreiheit an den Toren des Weser Kuriers mehr noch als an jedem anderen Fabriktor. Erstaunlicherweise schweigt auch Radio Bremen.

Skandalös ist das, weil es die Aufgabe von Medien in der Demokratie diskreditiert. „Unprofessionell“, würde man sagen, ist es zudem allemal: Hunderte von MitarbeiterInnen des Weser Kuriers müssen spekulieren. Das Gerede in der Stadt wird kein Ende haben, solange der verbliebene Rest der Unternehmensführung nicht Klartext redet.

siehe Bericht SEITE 22