Ausstand der Informatiker

Bei Kraft Foods und Arcelor-Mittal streikten gestern die IT-Abteilungen. Sie gehören zum Unternehmen EDS, das Entlassungen im großen Stil angekündigt hat. Für den EDS-Betriebsrat war es der erste Streik

In Bremen streikten gestern Angestellte des Computerdienstleisters Electronic Data Systems (EDS). IG Metall und Ver.di hatten gemeinsam zu bundesweiten Warnstreiks gegen drohende Entlassungen und für den Abschluss eines Haustarifvertrags und Lohnerhöhngen an den 18 EDS-Standorten in Deutschland aufgerufen, zu denen auch Bremen zählt.

EDS übernahm 1993 die ausgegliederte IT-Abteilung des heutigen Stahlwerks von Arcelor-Mittal und 2006 die IT-Abteilung von Kraft Foods. Insgesamt sind knapp 150 Mitarbeiter bei EDS in Bremen beschäftigt. Bisher – denn nach der Übernahme durch Hewlett-Packard (HP) sollen bei EDS bundesweit 1.150 Stellen gestrichen werden. Die Gewerkschaften gehen davon aus, dass in Bremen die gesamte EDS-Abteilung bei den Stahlwerken und fast zwei Drittel der IT-Leute bei Kraft von Entlassungen bedroht ist.

Bei beiden Bremer Unternehmen kamen die EDS-Mitarbeiter gestern zu Protestkundgebungen zusammen. Die Gewerkschafter der IG Metall waren angesichts der Beteiligung der sonst eher Gewerkschafts-skeptischen IT-Mitarbeiter überrascht und zufrieden: Sowohl bei Arcelor als auch bei Kraft hätten die IT-Abteilungen geschlossen an den Warnstreiks teilgenommen, den ersten bei EDS überhaupt. Volker Stahmann von der IG Metall sieht in den Streiks ein „Signal“: „Die IT-Branche ist Streiks nicht gewohnt.“

Nachdem Hewlett-Packard seine Sparpläne öffentlich gemacht habe, sei die Zahl der Gewerkschafter bei EDS in Bremen sprunghaft angestiegen, so Stahmann. Vor zwölf Monaten sei der Organisationsgrad „geringer als der Krankenstand“ gewesen, heute sei er vergleichbar mit denen bei den Stahlwerken oder bei Mercedes.

EDS-Arcelor-Betriebsratsmitglied Thorsten Ruhland kritisierte, dass „HP als profitables Unternehmen Arbeitsplätze gefährdet, um noch mehr Profit zu machen.“ EDS wollte die Streiks gestern nicht kommentieren, eine Sprecherin verwies auf interne Verhandlungen mit dem Betriebsrat. Mit den Streiks wollten die Gewerkschaften das Unternehmen auch dazu bewegen, Verhandlungen mit den Gewerkschaften überhaupt aufzunehmen, bisher spricht EDS nur mit den Betriebsräten.

Ruhland warf dem EDS-Management zudem vor, dass es sich gegen die von Arcelor vorgeschlagene Kurzarbeit sperre und nur auf Entlassungen setze. Arcelor hatte im November 2008 Kurzarbeit angemeldet, nachdem das Unternehmen wegen der Wirtschaftsflaute in Schwierigkeiten geraten war.

Angesichts der Aufgaben für EDS als IT-Dienstleister bei Kraft Foods fragte Karl-Heinz Kroll in seiner Rede: „Wie soll in Zukunft mit 64 Prozent weniger Beschäftigten die Arbeit zur Zufriedenheit der Kunden bewältigt werden können?“

DIERCK WITTENBERG