GAL-Hochschulpolitikerin Eva Gümbel: "Die Uni ist funktionsfähig"

Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz stimmt Auflösung ihres Vertrages zu. Ein Gespräch mit der GAL-Hochschulpolitikerin Eva Gümbel über die nächsten Schritte.

Soll ihre Bedürfnisse selbst formulieren: die auch nach dem Rücktritt von Auweter-Kurtz nicht kopflose Uni Hamburg. Bild: Ulrike Schmidt

taz: Frau Gümbel, am Freitag hat sich Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz mit der Wissenschaftsbehörde auf eine vorzeitige Auflösung ihres Arbeitsvertrages zum 8. Juli geeinigt. Hatten Sie damit gerechnet?

Eva Gümbel: Das war zu erwarten. Wir begrüßen das. Jetzt muss wieder Ruhe in die Universität kommen und die Uni strukturell reformiert werden.

Vor einer Woche hatte Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach öffentlich bekannt gegeben, dass sie der Uni-Präsidentin eben dieses Angebot zur Vertragsauflösung machen würde. Hat sie sich damit nicht in Uni-Interna eingemischt?

Nein. Die Zeit war reif. Wenn 120 Professoren und die Mehrheit der Dekane sagen, sie können nicht mehr mit dieser Präsidentin arbeiten, gehört es zur Rolle der Politik, einen Ausweg aus der Krise zu finden. Es sind ja nicht nur die 120 Professoren, es sind weit mehr.

Die Senatorin wurde für ihr Verhalten massiv kritisiert.

Es musste gehandelt werden, sonst hätten wir den ganzen Sommer über einen schwelenden Konflikt gehabt. Damit wäre auch die Verabschiedung des Struktur- und Entwicklungsplans gefährdet gewesen, der die verschriftlichte Zukunft der Uni ist und hinter dem die Mehrheit steht. Den braucht die Uni, um ihr Leitbild zu entwickeln.

Wer leitet die Universität, wenn die Präsidentin weg ist?

Die Uni ist funktionsfähig. Es gibt ein gut eingespieltes Team von Vizepräsidenten, die die Geschäfte übernehmen können. Das ist alles per Satzung geregelt.

Was führte zur Uni-Krise?

Zum einen der gesetzliche Rahmen, zum anderen die Person.

Inwiefern würden Sie den gesetzlichen Rahmen verändern?

Hamburg hat die Gremienuniversität abgeschafft und eine Uni eingeführt, die Top down gemanagt wird. Die Machtbalance wurde zu Gunsten der Präsidentin verschoben. Meine Vorstellung ist, diese Gewichte wieder anders zu verteilen, ohne zur alten Struktur zurück zu kehren. Wir wollen aber nicht wieder ein Gesetz vorgeben, wie es unter Jörg Dräger passierte. Ich erwarte, dass die Universität selbst sagt, welche Strukturen sie braucht.

Das könnte sie überfordern.

Nein. Da sitzen kluge Leute. Und ich weiß, dass die sich schon Gedanken machen.

Wissenschaftssenatorin Krista Sager lud in den 90ern zu Foren ein, bevor sie Gesetze formulierte. Werden Sie das auch tun?

Nicht in dieser Art. Wir wollen einen Prozess einleiten und Ablaufstrukturen entwickeln, die geeignet sind, die Uni wieder lenkbar zu machen. Das Problem ist, dass heute zu viele Aufgaben im Präsidium konzentriert sind und es unterhalb der Dekane kaum Strukturen gibt.

Wann kommt das neue Gesetz?

Es soll ja zugleich eine externe Evaluation geben. Die muss schnell beginnen. Die Evaluation und die Vorschläge der Uni werden die Quellen sein, aus denen wir ein Gesetz entwickeln.

Was wird eigentlich aus dem Hochschulrat?

Im Koalitionsvertrag ist vereinbart, dass dessen Rolle bei der Evaluation kritisch beäugt wird. Der Hochschulrat war in der aktuellen Krise wenig hilfreich.

Wer wird künftig die Präsidenten wählen? Wieder, wie bei Auweter-Kurtz, der Hochschulrat oder die Uni selber?

Da die Präsidentenwahl Teil des Gesetzes ist, das auf dem Prüfstand steht, wollen wir auch hier Änderungen vornehmen. Mir schwebt vor, dass Kandidaten für dieses Amt an der Hochschule für Zustimmung werben.

Ihr Fazit: Hat die Krise dem Ansehen der Uni geschadet?

In dieser Krise liegen Chancen, die es zu nutzen gilt.

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