Hochschuldemokratie: Geheimnis um Uni-Wahl

Nachfolger von Auweter-Kurtz soll am 25. November gewählt werden. Heißer Kandidat ist Dieter Lenzen. Kandidatenanhörung nur gremienintern.

Die Studenten im besetzten Audimax fordern ein demokratisches Verfahren. Bild: Lena Kaiser

Monatelang hörte man nichts, jetzt aber soll die Nachfolge von Uni-Chefin Monika Auweter-Kurtz ganz schnell gewählt werden. Am 19. November soll es eine Kandidatenanhörung im Akademischen Senat (AS) geben. Sechs Tage später schon soll der neue Uni-Chef vom Hochschulrat gewählt werden.

Wer dies sein wird, ob es einen oder mehrere Kandidaten gibt, darüber schweigt Hochschulrats-Chef Albrecht Wagner. Die Information der taz, es handle sich um den Berliner FU-Präsidenten Dieter Lenzen, hat er weder bestätigt noch dementiert. Die Kandidatenwahl steht unter Geheimhaltung. Die Mitglieder der Findungskommission dürfen nicht einmal über das formale Verfahren sprechen.

Dabei gab es Hoffnung, dass es nach dem Debakel um Auweter-Kurtz zu einem transparenteren Verfahren kommt. Die SPD wollte dafür das Gesetz ändern. Die GAL hielt das für nicht praktikabel, ihre Hochschulpolitikerin Eva Gümbel versprach aber: "Wir werden darauf drängen, dass es eine universitätsöffentliche Vorstellung der Kandidaten im Akademischen Senat geben wird."

Nun geht es um eine Definitionsfrage. Die Anhörung sei "nicht öffentlich", sagt Wagner. Neben dem AS seien Hochschulrat, Dekane und Präsidium dabei. "Das wäre hochschulöffentlich", sagte Gümbel zur taz. "Quatsch", sagte dazu Golnar Sepehrnia vom Fachschaftsrat Geschichte. "Hochschulöffentlich heißt, dass alle Hochschulmitglieder dort hin können."

Die Lehre aus dem Fall Auweter-Kurtz müsse sein, zum alten Wahlverfahren von vor 2003 zurückzukehren, als Präsidenten noch vom Konzil gewählt wurden, das es jedoch nicht mehr gibt. Um ihre Ideen und ihre Eignung gab es eine Debatte. Die 2006 von einem Headhunter ausgesuchte Auweter-Kurtz wurde nicht mal dem AS vorgestellt.

"Dass es überhaupt eine Anhörung gibt, ist schon ein Fortschritt", sagt die frühere Uni-Vize-Präsidentin Barbara Vogel. Wichtig wäre aber eine öffentliche Anhörung und ein Diskurs über die Ideen der Kandidaten. "Hier geht es nicht um einen Vorstandsposten einer Firma, sondern um ein öffentliches Amt." Gut wäre auch, wenn der AS unter mehreren Namen wählen könne. Allerdings spreche der enge Zeitplan nicht dafür, dass dies geplant ist.

Auch die SPD-Politikerin Dorothee Stapelfeldt fordert, dass sich die Kandidaten hochschulöffentlich vorstellen. Nur so gebe es eine größere Akzeptanz. "Es reicht nicht, wenn der Hochschulrat eine Person auswählt, die Herrn Wagner oder Frau von Welser gefällt." Dieter Lenzen wäre eine umstrittene Wahl. Manchen hat er kürzlich mit einer "brillanten" Rede zum 90. Uni-Geburtstag imponiert. Andere hörten aus Berlin, er habe einen ähnlich strengen Stil wie die Raketenforscherin. Berliner Studierende sammeln gar Unterschriften zur Abwahl, ob der "undemokratischen Verhältnisse" an ihrer Universität.

In Hamburg besetzten gestern 250 Studierende das Audimax und solidarisierten sich unter dem Motto "Hamburg brennt" mit streikenden Studierenden anderer Städte. Auch sie fordern unter anderem ein "demokratischeres Verfahren" bei der Besetzung des Präsidentenamtes. Die Uni-Leitung erklärte, eine Räumung sei vorerst nicht geplant.

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