Präsidenten: Lenzen haut ab

Etwa 1.000 Studenten stürmten den Akademischen Senat. Die Geheimvorstellung von Dieter Lenzen platzte. Er fühlte sich bedroht und fuhr davon.

War nur kurz da: Dieter Lenzen. Bild: dpa

Kurzer Jubel gestern Abend auf dem Campus. Nach einem turbulenten Tag twitterten vier Studenten aus einer Sitzung des Hochschulrats, der Kandidat Dieter Lenzen stehe nicht mehr zur Verfügung. Es war die seit Tagen erwartete Sitzung von Hochschulrat und Akademischem Senat (AS), bei der endlich das Geheimnis gelüftet werden sollte, wen die Findungskommission als Nachfolge von Monika Auweter-Kurtz vorstellt. Noch ist unklar, ob Lenzen definitiv absagte, oder nur den gestrigen Termin.

Der gestrige Tag war ein praktisches Lehrstück in Sachen Demokratie. Um 13 Uhr sollte eine erste Sitzung des AS stattfinden. Der erste Anlaufpunkt für die Studierenden aus dem besetzten Audimax, die den Wechsel des umstrittenen Berliner FU-Präsidenten nach Hamburg verhindern wollen. An die 600 junge Leute demonstrierten durch die Flure des Uni-Hauptgebäudes, stampfen mit den Füßen und verlangten die Verlegung der AS-Sitzung ins Audimax. Die Spitze der Demo war ein Trauerzug, der ein Totenlied summte. Man trug das demokratische Leitbild der Universität von 1998 zu Grabe, in dem von "Transparenz, demokratischer Beteiligung und dem Willen zur Konfliktlösung" die Rede ist. Dies sei mit dem autoritären Lenzen nicht zu vereinbaren. "Wählt ihn nicht, wählt ihn nicht", riefen Studenten AS-Mitgliedern zu, die in den für diesen Andrang zu kleinen Saal gingen.

Die Sitzung wurde tatsächlich verlegt, das Audimax war fast bis auf den letzten Platz besetzt, als Hochschulratspräsident Albrecht Wagner auftrat, um das Verfahren der Wahl zu verteidigen. Man brauchte schnell einen Präsidenten, die Uni sei "ein Schiff auf hoher See ohne Kapitän". Und dabei halte man sich nun mal an bestehende Regeln, sagte er, und fragte: "Verstehen sie was von Fußball?". Darauf die Studenten: "Verstehn sie was von Demokratie?".

Wagner war nicht bereit zu sagen, wer der Kandidat sei. Ein Professor aus dem AS verplapperte sich dann aber, als er sagte, man möge sich beeilen, "damit wir Herrn Lenzen noch ein paar Fragen stellen können".

Die Stimmung im Audimax war eindeutig. Minutenlanger tosender Applaus, als ein Student sagte, man halte Lenzen, nach dem, was aus Berlin zu hören sei, für "denkbar ungeeignet". "Wir sind hier, um Ihnen zu vermitteln, wir wollen Herrn Lenzen nicht", sagte ein anderer Student.

Der Druck auf den Hochschulrat wächst seit Tagen. So mischte sich auch die GAL-Führung ein und mahnte ein demokratisches Verfahren an. Und auch die Fakultätsräte der Erziehungs- und Geisteswissenschaften forderten, die Lenzen-Wahl zu stoppen.

Die AS-Mitglieder, die wie im Theater an Tischen auf dem Podium saßen, fühlten sich nicht wohl und brachen die Sitzung bald ab. Sie verließen einzeln den Saal. Es war unklar, was weiter passiert. Eine Vertreterin des Mittelbaus rief noch in den Saal, "ich werde dafür kämpfen, dass heute nicht bestätigt wird".

Danach sickerte bald durch, dass die Kandidatenvorstellung in das Mineralogische Institut verlegt worden war. Nachdem auch dort Protestierende vor der Tür standen, wurde die kleine Delegation von vier Studierenden hinein gelassen, die später von Lenzens Verschwinden twitterten. Lenzen sei weggegangen, weil er sich bedroht fühlte, hieß es später. Denkbar, dass die Wahl nur verlegt ist. Am heutigen Freitag soll der AS wieder tagen.

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