Liebesglück mit Garantie

Auf der Suche nach dem Eheglück. Das Traumpaar Dietmar Mues und Monica Bleibtreu liest nächste Woche im Polittbüro aus Joachim Zelters „Alphapark“ und Oscar Wildes „Lord Arthur Saviles Verbrechen“

Wer träumt ihn nicht, den Traum von der ewigen Liebe? Der Tübinger Bühnenautor Joachim Zelter lässt ihn endlich wahr werden: Liebesglück – nicht „bis in alle Ewigkeit“ – aber immerhin mit einer Laufzeit von zwanzig Jahren. Vertraglich garantiert. Das ist zumindest die Zukunftsvision in seinem Stück „Alphapark“.

Zelter hat eine Marktlücke entdeckt, eine zukunftsweisende Form des Social Sponsoring: Konzerne fördern nicht mehr nur Kultur und Sport, sondern auch vorbildliche Ehen. Die zu Fördernden müssen gut aussehen, jung und intelligent – und natürlich ineinander verliebt sein. In Zeiten von „Dschungelcamp“ und Castingshows gibt es da auch Mittel und Wege, dem jungen Glück etwas auf die Sprünge zu helfen. Das Paar verpflichtet sich, es mindestens 20 Jahr miteinander auszuhalten, das Eheglück öffentlich zu demonstrieren, eine gewisse Anzahl gut geratener Kinder zu zeugen, einen Dresscode einzuhalten sowie tadelloses Verhalten an den Tag zu legen. Dafür garantiert der Konzern einen festen Job, ein schönes Eigenheim, ein luxuriöses Auto, Urlaubsreisen und was sonst zum großen Glück dazu gehört. Was eine vorbildliche Ehe ist und was nicht, bestimmt der Geldgeber. Ein Aufpasser gibt Entscheidungshilfen. Erfüllt ein Paar die Kriterien nicht mehr – geht etwa einer fremd oder machen die Kinder Schwierigkeiten – folgt die Vertreibung aus dem Paradies.

Das Zimmertheater Tübingen brachte Zelters Stück im Herbst auf die Bühne. In der kommenden Woche gastiert das schwäbische Ensemble im Rahmen der „Vers- und Kaderschmiede“ im Hamburger Polittbüro. Als besonderes Bonbon gibt es zusätzlich zu der Theateraufführung eine szenische Lesung von Oscar Wildes „Lord Arthur Saviles Verbrechen“. Die Hamburger Schauspielerin Monica Bleibtreu und ihr Kollege Dietmar Mues werden Wilde gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen des Zimmertheaters vortragen. Der Abend trägt den schönen Titel „Eheglück – erforscht von Oscar Wilde und Joachim Zelter“.

Das Traumpaar Bleibtreu und Mues brachte im November bereits Zelters „Die Würde des Lügens“ im Polittbüro auf die Bühne. Darin wird die Geschichte eines Enkels erzählt, der sich die Welt selbst erschafft, um seine Großmutter vor dem wahren Leben zu schützen – und ein wenig auch sich selbst. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft zwischen Bleibtreu, Mues und Zelter. Die ménage à trois führte die Hamburger Mimen nach Tübingen, wo sie den „Alphapark“ ansahen. Die Idee zur schwäbisch-hanseatischen Koproduktion war geboren. Das Eheglück von Bleibtreu und Mues ist zunächst für drei Tage garantiert, aber die beiden schmieden schon Zukunftspläne: kleine Bühnen durch große Namen bekannter machen.

Das Fundament für diese hoffentlich lange, glückliche Beziehung bildet die gemeinsame Liebe zum Polittbüro: „ein einzigartiger Ort in Hamburg“, sind sich beide einig. „Hier bietet sich die Möglichkeit, zu experimentieren, auszuprobieren, ohne dass uns ein starres Konzept übergestülpt wird“, erläutert Bleibtreu. „Das empfinde ich als unheimlichen Luxus. Alles regelt sich auf äußerst unkomplizierte Art und Weise: die Zusammenarbeit, die Proben, die Bezahlung…“

Unkonventionelle Wege zu gehen, war schon immer das Credo des Paares. Einst wollten sie die Regisseure abschaffen, was sich allerdings nicht als besonders taugliches Konzept erwies, wie Bleibtreu heute lachend zugibt. Ihr neuestes Projekt scheint da viel versprechender. „Wir wollen, dass das Publikum die kleinen, interessanten Häuser entdeckt“, sagt Mues. „Die Leute gehen gemeinhin dahin, wo alle hingehen und genau das wollen wir ändern.“ Gelegenheit, sich dem Experiment anzuschließen, bietet sich in der kommenden Woche.BIRGIT GÄRTNER

Mo, 19. 5. – Mi, 21. 5., je 20 Uhr, Polittbüro, Steindamm 45