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: „Die Väter haben Schuldgefühle“

Die „Selbsthilfegruppe der schwulen Väter und Ehemänner“ stellt sich in der Pride Week vor

taz: Herr Müller, wie helfen sich schwule Väter gegenseitig?

Thomas Müller: In unseren Gruppen haben wir einerseits Väter, die das „Coming out“ hinter sich haben: Sie führen eine gute Beziehung zu ihren Kindern und eine sachliche zu ihren Ex-Frauen. Andererseits kommen Väter, die den Weg noch vor sich haben. So können diese von den Erfahrungen der anderen lernen.

Für wen ist die Belastung am größten?

Definitiv für die Frau. Sie verliert mit dem „Coming out“ ihre Lebensgrundlage: Der psychische und auch finanzielle Halt durch den Ehemann. Häufig waren die Frauen vorher Hausfrauen und müssen plötzlich in das Berufsleben einsteigen.

Und wie gehen die Kinder mit der Trennung um?

Die Kinder leiden genauso unter der Trennung wie „normale“ Scheidungskinder. Dass der Vater schwul ist, ist für sie interessant, aber nebensächlich.

Fühlen sich die Väter schuldig?

Tatsächlich ist das Schuldgefühl ein wichtiges Thema. Die Väter fühlen sich für Frau und Kinder verantwortlich. Doch nach einer Zeit schwindet das Gefühl und sie finden eine Balance.

Wie werden Schwule mit Ex-Frau und Kind in der „schwulen Welt“ aufgenommen?

Einige Schwule möchten mit Kindern nichts zu tun haben, aber uns gibt es entweder mit Kind oder gar nicht. Andere hingegen können sich mit uns indirekt ihren Kinderwunsch erfüllen.

INTERVIEW: KÜBRA YÜCEL

20 Uhr: Pride House, An der Alster 40; www.schwule-vaeter.de

THOMAS MÜLLER, 47, Gruppenleiter.