Sklavenhändler abmontiert

Nach einem beinahe zwei Jahre andauernden Streit wurde die umstrittene Büste von Heinrich Carl von Schimmelmann vom Wandsbeker Markt entfernt. Wo die Skulptur jetzt ist, weiß niemand

von DANIELA KREBS

Die Büste des Sklavenhändlers Heinrich Carl von Schimmelmann ist von ihrer Stätte am Wandsbeker Puvogel-Garten abmontiert worden. Damit kommt ein jahrelanger Streit um die Skulptur von dem als Sklavenhändler bekannten Schimmelmann zu seinem Ende.

Wer die Büste abmontiert hat, bleibt allerdings unklar. Nach Angaben des Bezirksamts informierte die Firma Imtech den Bezirk kurzfristig über die Abmontage der Büste. Die Plastik Schimmelmanns war eine Leihgabe von Imtech an den Bezirk. Wie eine Pressesprecherin von Imtech jedoch mitteilte, habe die Firma weder mit dem Abbau der Büste zu tun, noch sei ihr deren Verbleib bekannt. Dem Bezirksamt liege aber eine Bestätigung des Abbaus von der Firma vor, sagte Heike Heuer, die stellvertretende Bezirksamtsleiterin in Wandsbek. „Die Firma Imtech teilte uns mit, dass die Büste abmontiert und an den Künstler zurückgegeben wurde.“

Graf Heinrich Carl von Schimmelmann (1724 bis 1782) war als ein Förderer Wandsbeks bekannt. Auch heute noch sind mehrere Straßen nach ihm benannt. Er verdiente einen Großteil seines Vermögens durch den Sklavenhandel. GAL, Linke und SPD hatten seit der Aufstellung der Büste Schimmelmanns im September 2006 gefordert, die Bronzeplastik wieder zu entfernen. Im Mai dieses Jahres wurde auf der Bezirksversammlung Wandsbek dem dritten Antrag auf Abbau der Büste statt gegeben. Die Büste erhielt daraufhin von den koalierenden Parteien CDU und FDP noch eine Gnadenfrist bis zum 1. Oktober. In dieser Zeit sollte in einer Kommission im Finanz- und Kulturausschuss entschieden werden, was mit ihr passieren sollte. Über den plötzlichen Abbau wurden die Parteien erst im Nachhinein in einem Brief informiert.

„Wir sind froh über jeden Tag, den diese grauenhafte Büste schon vor Oktober weg ist“, sagte Victoria Robinson, Sprecherin der Black Community, einer Organisation, die sich gegen Rassismus und für Menschenrechte einsetzt. „Es ist schade, dass Imtech den Abriss erst jetzt nach dem politischen Entschluss durchgeführt hat.“

Die Oppositionsparteien im Bezirk begrüßen den Abbau ebenfalls. Olaf Duge, Fraktionsvorsitzender der GAL, vermutet, dass der Ausschuss bis Oktober keine Lösung für den Verbleib der Büste gefunden hätte. „Wahrscheinlich wäre sie dann im Keller des Bezirksamts verschwunden. Nicht der schlechteste Ort dafür“, sagte Duge. „Die Firma hat ja mitbekommen, dass Schimmelmann im Bezirk umstritten ist. Auch das Bezirksamt merkte, dass die Büste ein Stein des Anstoßes ist. Da war der Abbau durch die Firma die einfachste Lösung“, sagte Frank Hiemer von den Linken. Die Wandsbeker Linksfraktion sucht bereits nach einer alternativen Nutzung des Puvogel-Gartens.

Der momentane Aufenthaltsort der Büste ist weder dem Bezirksamt, noch Imtech bekannt. Man solle doch jetzt froh sein, dass die Büste abgebaut ist, sagte die Sprecherin der Firma. „Damit ist doch die Sache weg, über die man sich aufregt.“

Die stellvertretende Bezirksamtsleiterin sieht an dem Übergehen des Ausschusses auch nichts verwerfliches. „Der Eigentümer wollte die Büste zurück, da konnten wir nichts machen“, sagte Heike Heuer. Sie befürchtet jedoch, dass die Diskussion über die Kolonialgeschichte nun abreiße. „Wenn der Anstoß fehlt, wird vielleicht gar nicht mehr darüber geredet.“ Eine Umbenennung der Straßen, die nach Schimmelmann benannt sind, sei nicht geplant.