Gratis-Hortplatz für alle Kinder

BETREUUNG Hamburg will kostenlos Nachmittagsbetreuung für alle Primarschüler anbieten. Dafür siedeln Kita-Horte an Schulen um. Auch Ferienbetreuung soll es geben

Jedes Kind bis Klasse 6 soll einen Anspruch auf Nachmittagsbetreuung haben. Das geschieht auf drei unterschiedlichen Wegen.

VON KAIJA KUTTER

Mit guten Neuigkeiten für Hamburgs Familien traten gestern Sozialsenator Dietrich Wersich (CDU) und Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) vor die Presse. Ab dem Schuljahr 2011/12 wird die Schulkinderbetreuung am Nachmittag in ein ganz neues System überführt. Von Schulschluss um 13 Uhr können alle Kinder kostenlos bis 16 Uhr in einem Hort an der Schule betreut werden. Anders als im jetzigen Gutschein-System sind auch Kinder von arbeitslosen Eltern dort willkommen.

Wersich und Goetsch legten zunächst den Bericht einer gemeinsamen Projektgruppe beider Behörden vor, in der Konzept und Eckpunkte skizziert werden. „Es ist ein historischer Durchbruch, wie hier zwei Behörden wirklich zusammenarbeiten“, sagte Wersich. Und Goetsch sprach von einer „historischen Chance“, die Hamburg auch einen Standortvorteil bieten werde. Denn im jetzigen System wird die Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit der Einschulung der Kinder zum Problem.

Demnach soll jedes Kind bis Klasse 6 einen Anspruch auf Nachmittagsbetreuung haben. Das geschieht laut Konzept-Papier auf drei unterschiedlichen Wegen. Der einfachste ist die Ganztagsschule, in der die Lehrer bis 16 Uhr in der Schule sind. Bisher sind 33 von 227 Grundschulen Ganztagsschule. Bis 2011 sollen rund 40 weitere folgen, so dass es in jeder Schulregion mindestens eine gibt.

Typ zwei ist die „offene Ganztagsprimarschule“, für die sich jede Primarschule bewerben kann. Hier übernimmt ein Kita-Träger aus der Nachbarschaft die Hortbetreuung in Räumen der Schule. Aus dem Konjunkturprogramm II stehen Hamburg 35 Millionen Euro zur Verfügung, um geeignete „Multifunktionsräume“ zu schaffen. Zusätzliche Lehrerstellen sind nicht vorgesehen. Es sollen aber Träger und Schule zusammen ein Konzept erstellen und auch Sportvereine und die Jugendmusikschule miteinbeziehen.

Auch in der Zeit von sechs Uhr früh bis Schulbeginn oder 16 bis 18 Uhr ist eine Betreuung möglich, ebenso wie eine Ferienbetreuung. Hierfür müssen Eltern aber zahlen, etwa 30 Euro pro Woche Ferienprogramm. Auch das Mittagessen kostet Geld. Weshalb die SPD gestern das Programm als unsozial geißelte.

Voraussetzung für Typ zwei ist, dass zwei Gruppen zustande kommen. Fehlt diese Nachfrage, endet an dieser „Halbtagsprimarschule“ der Unterricht um 13.30 Uhr. Die einzelnen Kinder haben aber Anspruch auf die Betreuung an einer benachbarten Primarschule.

Goetsch und Wersich rechnen mit einer Betreuungsquote von rund 40 Prozent, heute werden knapp ein Viertel der Schulkinder betreut. Bis zum Wechsel 2011 ist deshalb ein kräftiger Ausbau der Horte an Schulen angedacht. Die Kitas erhalten durch den Auszug ihrer Horte Platz für die Zweijährigen, für die ab 2010 der Krippenrechtsanspruch gilt.

Das Senatoren-Duo gab gestern weitere familienpolitische Wohltaten bekannt. Ab September werden wie vereinbart die Vorschule und das letzte Jahr in der Kita gebührenfrei. Davon profitieren rund 15.000 Familien, die im Schnitt um 70 Euro entlastet werden. Ferner sollen Eltern, die Wohngeld beziehen, vom Schulbuchgeld befreit werden. Und Tagesmütter und -väter einen Zuschuss zu den seit Jahresbeginn fälligen Sozialabgaben erhalten.