Bezirk spielt Stadtplaner

UMZUGSDEBATTE Bezirk Eimsbüttel legt Alternativ-Plan zum Uni-Neubau im Hafen vor. Am Standort Rothenbaum sei Platz genug. Wissenschaftssenatorin lässt Vorschlag prüfen

VON KAIJA KUTTER

Eimsbüttels Bezirksamtsleiter Jürgen Mantell (SPD) hat sich gestern mit eigenen Plänen in die Uni-Umzugsdebatte eingemischt. Seine Bauplaner haben eine Grobplanung erarbeitet, mit der eine aus den Nähten platzende Uni auch am Standort Rotherbaum bleiben könnte, ohne dass dies das Stadtbild zerstört.

Die Wissenschaftsbehörde hatte in ihrer Studie zur Uni-Zukunft vor einem Verbleib der Uni gewarnt. Eine Grafik mit großen grauen Klötzen suggerierte die drohende Zerstörung des Viertels. Mantell zeigte gestern eigene Grafiken und nahm die Journalisten zu einem virtuellen Hubschrauberflug durch das neue alte Uni-Viertel mit.

Laut Senatsstudie benötigt die Uni bis zum Jahr 2020 rund 100.000 Quadratmeter Fläche. Ob dieser Bedarf stimmt, ist umstritten. Hatte doch ein anderes Gutachten aus dem Jahr 2004 der Uni noch einen Überhang von 40.000 Quadratmetern bescheinigt. Auch stützt sich die Rechnung auf einen starken Anstieg der Drittmittel, der in Forscherkreisen nicht als gesichert gilt.

Doch dies zu klären sei „nicht die Aufgabe des Bezirks“, sagte Mantell. Er hat ein Szenario entwickelt, wie jene 100.000 Quadratmeter je zur Hälfte am Uni-Campus von Melle Park und am Naturwissenschaftlichen Campus an der Bundesstraße geschaffen werden können. Da die Pläne für die Bundesstraße bereits in der Studie „akzeptabel“ realisiert seien, konzentrierte Mantell sich auf den Haupt-Campus.

Entlang der Grindelallee würden alte 50er-Jahre Bauten gekauft, abgerissen und durch drei neue Gebäuderiegel ersetzt. Dahinter würden Neubauten den so genannten Wiwi-Bunker und andere 50er- und 60er-Jahre-Bauten der Uni ersetzen. „Dadurch öffnet sich die Uni zur Grindelallee“, sagte Mantell. Das sei städtebaulich besser. Der große Campus Platz vor dem Audimax bliebe. Zwischen Uni-Hauptgebäude und Abaton-Kino entstünde als Sichtachse ein breiter „Uni Boulevard“. Mit drei Ausnahmen hätten alle Gebäude nur sechs Geschosse.

Der Trumpf im Ärmel des Bezirkschef sind die Neubauten rund um den Sport-Campus an der Rothenbaumchaussee (siehe Grafik hinten). Obwohl der Sportbereich samt Turnhallen bliebe, könne man dort ein Gebäude mit 30.000 Quadratmetern errichten. Da dort mit dem Bau sehr bald begonnen werden könnte, hätte man Gebäude, die Uni-Bedienstete während den Bauphasen beziehen könnten.

Mantell erklärte, seine Lösung sei „auf jeden Fall billiger“ als der Neubau auf dem Kleinen Grasbrook, da die Kosten für die Erschließung der Halbinsel entfallen. Er kritisierte, dass dieser Posten als „Sowieso-Kosten“ in der Studie nicht auftaucht. So werde der Standort Kleiner Grasbrook „schön geredet“. Auch vom Zeitablauf her sei die Lösung vernünftiger, da nicht sicher sei, dass die Hafenbetriebe am Kleinen Grasbrook, die eine Bestandsgarantie bis 2025 hätten, vorher verlagert würden.

Die Handelkammer, die bald ebenfalls eine Studie zur Lage der Uni vorlegen will, lobte den Vorschlag. Die Wissenschaftsbehörde sei „gut beraten“ diese Pläne in ihre Überlegung aufzunehmen, sagte Präses Frank Horch. Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) erklärte, der Mantell-Vorschlag greife „keine neuen Aspekte“ auf, man werde die Vorschläge aber von einem Architekturbüro prüfen lassen.