Die drei von der Beatbäckerei

ELEKTRO Während Frau Zapatista Cheesecakes in den Ofen schiebt, backt Kollege Timor ein Stockwerk darunter die Beats für das gemeinsame Elektro-Projekt „The Clintwood Show“

Im letzten Jahr gab es für die Kostüme-und-Konfetti-Show den Musikpreis „Karostar“

VON ROBERT MATTHIES

Dass in Stepha Zanellas Café „Don’t Tell Mama“ in der Paul-Roosen-Straße 41 auf St. Pauli frisch gebacken wird, konnte die geneigte Leserin dieser Zeitung bereits am letzten Wochenende entnehmen.

Allerdings war da nur von den leckeren Cheesecakes die Rede, die die gebürtige Kanadierin seit einem Jahr höchst erfolgreich unters Volk bringt. Dabei backt ein Stockwerk tiefer auch Kollege Timor Litzenberger alias Clintwood. In seinem neuen Studio mischt er aus den frischesten Zutaten – Fertigmischungen wie die allseits beliebten Sample-CDs verschmäht der 30-Jährige zugunsten selbst gesammelter Klänge etwa von quietschenden Spindtüren oder ratternden Kopiermaschinen – die Beats für das gemeinsame Dance-Projekt „The Clintwood Show“. Dafür verwandelt sich Frau Zanella seit zwei Jahren des Abends in Frau Zapatista, die wortreiche Hip-Hop-Diva und Rapperin des Trios. Fehlt nur noch der Schlagzeuger Michael „Grabi“ Grabinger, auf der Bühne nur als maskierter Superdrummer „Die Trommel“ bekannt.

Was die drei gemeinsam aus dem Ofen holen, nennen sie „Germisch Elektro Rap“: Beats, denen man die Liebe für das Berliner Duo „Modeselektor“ oder das französische Elektro-Label „Ed Banger“ anhört, nebst Gesang, der M. I. A., die „Chicks on Speed“ und Peaches an einen Tisch bringt. Dass das Ganze sich ausschließlich ums Partymachen, Tanzen und Ausfreaken dreht, unterstreichen die drei dabei nicht nur mit humorvollen Texten, sondern auch mit ihren Aufsehen erregenden Kostümen, nicht selten Zwangsjacken, und halsbrecherischen Tanzeinlagen.

Das überzeugt immer mehr tanzwütige Nachtschwärmerinnen in dieser Stadt. Im letzten Jahr gab es für die schrille Kostüme-und-Konfetti-Show den Musikpreis „Karostar“, dieses Jahr hat das Trio bereits das „Krach & Getöse“-Festival von Haspa und Rockcity gewonnen und durfte letzte Woche beim Reeperbahn-Festival für die Elektro-Helden „Deichkind“ die Publikumsbeine lockern.

Heute Abend sind die drei von der Beatbäckerei zur Eröffnung der Spielzeit 2009/2010 auf Kampnagel zu sehen. Internationale Unterstützung kommt dabei von den kongenialen Isländern von der „Bloodgroup“. Das Quintett aus Reykjavik und von den Färöern präsentiert seine ebenso tanzwütige Vorstellung von glitchigem New-Rave-Pop, der die Kollegen Musikjournalisten bereits von den nächsten „Klaxons“ sprechen lässt.

■ Do, 1. 10., 20 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20